Inter Faces – Schnittstellen und Change Management in der Medieninformation - - 25.04.2016 - 27.04.2016 (Saarbrücker Schloss) -

Unerwartete Obsoleszenzen in dateibasierten AV-Archiven

Mit der Einführung von file-basierten Workflows in Medienorganisationen haben auch vielfältige audiovisuelle Dateiformate ihren Einzug in AV-Archive gefunden. Produkte die Mediendateien verarbeiten, haben sich in kurzen Zyklen dynamisch weiterentwickelt und haben dabei auch immer besser die Vorgaben der Medienstandards befolgt. In den Videoarchiven lagern nun jedoch Mediendateien mit den »Kinderkrankheiten« aus zehn Jahren Lernerfahrungen der Hersteller von file-basierten Medienprodukten. Auch die Medienformatstandards selbst mussten einen Reifungsprozess durchlaufen, mit neuen - nicht immer rückwärtskompatiblen Versionen – und immer detaillierteren Beschreibungen, wie die Standards zu interpretieren sind. Interessant ist auch wie sich die Messgeräte in ihrer Fähigkeit die Unzulänglichkeiten bei AV-Dateiformaten zu erkennen weiterentwickelt haben.
Wird die erste Dekade des Videodateizeitalters womöglich langfristig die gleichen Lücken aufweisen, wie heute die erste Dekade des Stummfilms oder die erste Dekade der Wachswalzen-Tonaufzeichnung? Werden technologisch begabte Archivare in Zukunft die Bits und Bytes der Medienformate variieren, um doch noch auf einzelne Inhalte zugreifen zu können, so wie heute Experten die richtige Abspielgeschwindigkeit von frühen Schelllackplatten rein nach Gehör versuchen zu rekonstruieren?  Oder wird eines der nächsten DOT.com Start-up Unternehmen einen Algorithmus entwickeln, der alle Medienformatfehler vollautomatisch reparieren kann?
Im Rahmen des Europäischen Forschungsprojektes DAVID – Digital AV Media Damage Prevention and Repair hat sich der Autor zweieinhalb Jahre mit Fragestellungen und Möglichkeiten zur Reparatur von Mediendateiformaten beschäftigt. Aus den Forschungsergebnissen lassen sich die Risiken für zukünftige Format-Obsoleszenzen einigermaßen seriös abschätzen und es lassen sich klare Handlungsempfehlungen ableiten, wie diese Risiken zu minimieren sind. Der Vortrag möchte diese Ergebnisse vorstellen.