Für Teilnehmer:innen - vor Ort
Was, wann, wo?
Sonntag, 16:30 Uhr: Stadtführungen Dortmund Phoenix See (Skywalk und Schalthaus)
Sonntag, 19:00 Uhr: Treffen im Restaurant Treppchen 1763
Dienstag, 19:00 Uhr: Pott-Palaver in der Depothek, der vfm lädt ein!
Quo vadis Dortmund?
Nach dem Niedergang von Kohle, Stahl und Bier ist die größte Stadt Westfalens gerade wieder dabei, sich aus der industriellen Krise zu befreien. Dabei war die Geschichte geprägt von Auf- und Abstiegen, ähnlich wie beim derzeit größten Erzeugnis Dortmunds: dem Ballspielverein Borussia 09 e. V. – kurz BvB. Und wo immer auf der Welt ich hinreise und von meiner Heimat erzähle, kennt niemand den Namen der Stadt mit 580.000 Einwohnern, bis ich schon einstudiert flöte „maybe you know the football club and winner of the Champions League trophy 1997 Borussia Dortmund“ und auf frohlockende und wissende Blicke treffe.
Aber fangen wir vorne an: Namentlich erwähnt wurde die spätere Hansestadt Dortmund zuerst 882. Leider zerstörte ein Brand im Jahr 1232 die Stadt und auch das Stadtarchiv vollständig. Doch der Neuaufbau gelang und schon 1293 wurde Dortmund das Braurecht verliehen – Beginn einer sich stark entwickelnden Bierindustrie.
Aufgrund der Lage am Dortmund-Ems-Kanal und als wichtiger Eisenbahnknoten konnte Dortmund im 19. Jahrhundert von der Industrialisierung profitieren. Kohle- und Stahlindustrie siedelte sich an. Es war die Zeit des absoluten Aufbruchs im gesamten Ruhrgebiet. Als Kind bestaunte ich oftmals das Abendrot am Himmel über Dortmund, der vom Abstich des Hochofens rot erglühte. Eine Erinnerung an längst vergangene Zeiten.
Und heute: die letzte Zeche mit dem passenden Namen Minister Stein schloss 1987. Ein Großteil des Stahlwerks Hörde ist abgetragen und läuft jetzt eins zu eins in China. Das so berühmte Dortmunder Bier, mit Marken wie Ritter, Union, Hansa, DAB, Kronen, oder Brinkoff’s, gibt es heute nicht einmal mehr beim Discounter. Die Reste der Brauwirtschaft gehören Dr. Oetker. Summa summarum 80.000 Arbeitsplätze verlor Dortmund in den vergangenen Jahrzehnten. Die Arbeitslosigkeit lag 2020 bei noch 11,4 Prozent (in Deutschland bei 5,9 Prozent).
Und dieser noch nicht ganz abgeschlossene Strukturwandel kann nahezu lehrbuchhaft an der Umgestaltung eines früheren Hüttenstandorts zum neuen Glamour-Stadtteil beschrieben werden. In Dortmund-Hörde bestimmten Stahl und Eisen, dampfende Schornsteine und Hochöfen auf dem Areal Phoenix-Ost 150 Jahre lang das Geschehen. Ein Gebiet, das tausende Arbeiter, die aus ganz Europa zum „Malochen“ nach Dortmund kamen, nur betreten durften. Heute ist hier, nach langen Buddelarbeiten und dem Abtragen des vergifteten Bodens, der Phoenix-See, größer als die Hamburger-Binnenalster, entstanden. Kanus und Segelboote fahren auf dem Wasser, Jogger laufen über den Flanierweg am Wasserufer und können die pompösen Villen von BvB-Spielern bewundern.
Dortmund kann aber nicht nur „Natur“, sondern auch Kultur. Wer mit dem Zug nach Dortmund einfährt, kann dies schon bestaunen. Auf dem sogenannten „Dortmunder U“, einem ehemaligen Gär- und Lagerkeller der Dortmunder Union Brauerei und einem der Wahrzeichen der Stadt, laufen in den obersten Stockwerken großflächige, wechselnde Videoprojektionen. In seinem Schatten haben sich in Dortmund mehrere Technologieunternehmen angesiedelt, die die Nähe zur technischen Universität suchen. Die Stadt steht längst nicht mehr auf den drei Säulen Kohle, Stahl und Bier.
Und daher flanieren Sie ein wenig über die alten Handelsrouten Westen- und Ostenhellweg, mitten durch Dortmunds Einkaufsstraße, auf der schon Karl der Große lief, vorbei an der Reinoldikirche und hin zur ehemals verruchten Brückstraße, die durch ein wundervolles und teures Konzerthaus aufgewertet ist. Besuchen Sie auch mal das studentische Kreuzviertel mit Kneipen und Restaurants – Dortmund hat auch diese Seite. Und danach direkt zum sogenannten „Tempel“, dem Westfalenstadion (der Autor dieses Textes wird den an einen Versicherer verkauften heute gängigen Namen nicht nutzen), Heimat des BvB und die größte Stehplatztribüne Europas. Oder schauen Sie sich am Borsigplatz, dem Geburtsort der Borussia, um - ein wenig die Seele der Stadt.
Verpassen Sie aber bloß nicht, einmal mit den Menschen zu sprechen. Beginnen Sie einfach jeden Satz mit einem „Hömma“, „das“ und „was“ einfach zu einem harten „datt“ und „watt“ abändern. Dortmunds Einwohner tragen das Herz auf der Zunge, sind siegestrunken, wenn ihre Borussia den Rivalen aus Herne-Ost (Schalke 04 sagt man nicht gerne) besiegt und doch meist westfälisch trocken – ein ganz besonderer Humor.
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und begrüßen Sie herzlich in Deutschlands Fußballhauptstadt Dortmund.