Frühjahrstagung 2023 Offen - sichtlich - Archiv - Mediendokumentar:innen an der Schnittstelle von medialer Überlieferung und öffentlichem Interesse - 17.04.2023 - 19.04.2023 (Nürnberg) - © Photocase Addicts GmbH/margie
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Das Tagungs A-Z

Achtzehnhundertsechs / 1806 | Behaim-Globus | Christkindlesmarkt | Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände | Dürer, Albrecht | Evangelischer Kirchentag 2023 | Fürth | „der Glubb“ (1. FC Nürnberg) | Hafen | Internationale Orgelwoche Nürnberg (heute Musikfest ION) | Johannisfriedhof | Kaiserburg | KOMM | Lebkuchen | Menschenrechtspreis | Medienakademie | Nürnberger Prozesse (Memorium) | Open Airs | Pegnitz | Quelle | Rundfunk | Rosenfelder, Oskar und Emil | Studio Franken | Scharfrichter Franz Schmidt | Söder, Markus | Tand | automatisierte (fahrerlose) U-Bahn | Vischer, Peter | Weißgerbergasse | Drei im Weggla | „VolXmusik“ | Yaşar, İsmail | Zukunftsmuseum (Deutsches Museum Nürnberg)

Achtzehnhundertsechs / 1806

A: 1806 Bild: BR, Logo_1806_Die_Nürnberg_Saga

Nürnberger sind Franken, aber seit 1806 eben auch Bayern.
Auf das nicht immer einfache bayerisch-fränkische Verhältnis wollen wir hier nicht weiter eingehen...
1806 wird Nürnberg Teil des neu gegründeten Königreichs Bayern. Die freie Reichsstadt verliert damit nach 600 Jahren ihre Eigenständigkeit, wird eine bayerische Provinzstadt und muss sich dem Diktat Münchens unterwerfen. Das ist ein entscheidender Einschnitt für die einst stolze Kaiserstadt, die über Jahrhunderte von Handwerk und Handel profitierte. Die Blütezeit des mittlerweile wirtschaftlich hoch verschuldeten Nürnberg war da allerdings schon vorbei. 1806 beginnt aber auch der Wandel Nürnbergs zur modernen Industriestadt: Der Maschinen- und Elektroapparatebau, die Spielwaren-, Zweirad- sowie die Bleistiftindustrie waren bedeutende Wirtschaftszweige der Frankenmetropole und sind es teilweise heute noch.

Wer in diese Zeit eintauchen möchte, dem empfehlen wir die BR-Produktion "1806 - Die Nürnberg Saga" (BR Mediathek)

Unser Museums-Tipp: Museum Industriekultur
Bild: BR

Behaim-Globus

B: Behaim Globus Bild: GNM, Jürgen Musolf

Nur ein Globus?
Nein, es ist der Globus, denn der Behaim-Globus ist die weltweit älteste erhaltene Darstellung des Erdballs in Kugelgestalt und damit ein einzigartiges Kulturzeugnis der Geografie-Geschichte.
Martin Behaim (* 6. Oktober 1459 in Nürnberg; † 29. Juli 1507 in Lissabon), stammt aus einer alteingesessenen Nürnberger Kaufmannsfamilie. Er führt das Leben eines Abenteurers, macht am portugiesischen Königshof im Umfeld der Seefahrer und Entdecker Karriere. Als Kosmograph reist er an die afrikanische Westküste. Später fällt er in Ungnade und stirbt völlig verarmt 1507 in Lissabon. Der Nachwelt wird er aber mit dem „Behaimschen Erdapfel“ in Erinnerung bleiben. 1490 führen ihn Erbstreitigkeiten zurück nach Nürnberg. Aus Portugal bringt Behaim neues Kartenmaterial mit, das er mit modernsten Drucktechniken zur Herstellung mehrerer Globen nutzten möchte. 1492 / 94 fertigen Handwerker den „Prototypen“ nach seinen Anweisungen an. Mit der Bemalung und Beschriftung wird der Buchmaler Georg Glockendon d.Ä. beauftragt. Neben der politischen Struktur der Erde enthalten die Beschriftungen der Oberfläche Hinweise auf historische Stätten, heilsgeschichtliche Orte und das Vorkommen von Rohstoffen. Es fehlen aber ganze Erdteile, denn zeitgleich zur Entstehung des Globus hat sich Kolumbus erst auf die Suche nach Indien gemacht.

Heute ist der älteste Globus der Welt im Germanischen Nationalmuseum zu bestaunen.
Bild: GNM, Jürgen Musolf

Christkindlesmarkt

C: Christkindlesmarkt Bild: CTZ, Uwe Niklas

Obacht! Im Gegensatz zu den Märkten in Oberbayern heißt er Christkindlesmarkt und nicht Christkindlmarkt! Und schon gar nicht Weihnachtsmarkt!!

Seit vielen Jahren überträgt der Bayerische Rundfunk jedes Jahr live die feierliche Eröffnung mit dem Posaunenchor und dem Prolog des Christkinds, der mit den Worten endet „Ihr Herrn und Frau’n, die Ihr einst Kinder wart, seid es heut’ wieder, freut Euch in ihrer Art. Das Christkind lädt zu seinem Markte ein, und wer da kommt, der soll willkommen sein“.

Der älteste schriftliche Nachweis stammt von 1628. Im 19. Jahrhundert entwickelt sich der Christkindlesmarkt zu einer touristischen Attraktion. Circa 2 Millionen Besucherinnen und Besucher kommen heute jährlich zum Nürnberger Christkindlesmarkt. Seine Markenzeichen sind weltberühmt: der original Nürnberger Elisenlebkuchen, der echte Christkindles-Glühwein, die Nürnberger Bratwurst, der Rauschgoldengel und das Zwetschgenmännla.
Da ist es kein Wunder, das der Nürnberger Christkindlesmarkt ein echter Exportschlager ist! Ähnlich dem Oktoberfest gibt es mittlerweile in vielen Ländern Weihnachtsmärkte nach Nürnberger Vorbild. Das Original ist und bleibt aber in Nürnberg!

Christkindlesmarkt
Bild: CTZ, Uwe Niklas

Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände

D: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände Bild: CTZ, Uwe Niklas

Nürnberg nennt sich heute "Stadt des Friedens und der Menschenrechte". Nürnberg steht aber auch für Deutschlands dunkelstes Kapitel.

Nachdem Adolf Hitler 1933 Nürnberg zur "Stadt der Reichsparteitage" erklärt hatte, entstehen im Südosten Nürnbergs auf einem elf Quadratkilometer großen Areal monumentale Bauten für die NS-Massenveranstaltungen. Albert Speer wird mit dem Ausbau des Reichsparteitagsgeländes beauftragt. Zentrale Schauplätze sind die unvollendete Kongresshalle, das Zeppelinfeld, ebenso die sechzig Meter breite und zwei Kilometer lange Paradestraße, die die Luitpold-Arena und das Märzfeld verbinden sollten. Nach Kriegsende hadern die Nürnberger lange mit den Resten des "Stein gewordenen Größenwahns". Verfallen lassen oder anderweitig nutzen? 1973 wird das Reichsparteitagsgelände unter Denkmalschutz gestellt. Als in den 80er Jahren Investoren auftauchen, um die Kongresshalle in ein Mega-Einkaufszentrum mit angeschlossenem Seniorenheim zu verwandeln, bemüht sich die Stadt Nürnberg endlich um ein angemessenes Nutzungskonzept. 1997 beschließt der Stadtrat die Errichtung des "Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände", das am 4. November 2001 eröffnet wird und im Nordflügel der unvollendeten Kongresshalle untergebracht ist. Der Besucher kann hier eindrücklich die Phänomenologie der NS-Ideologie mit ihrer rohen, gigantomanischen Architektur erspüren.

Das Dokumentationszentrum wird bis 2024 umgebaut, kann aber weiterhin besucht werden. Eine Führung durch das Gelände ist wirklich zu empfehlen! Das Reichsparteitagsgelände kann aber auch auf eigene Faust vor Ort erkundet werden.

Doku-Zentrum: Museen Nuernberg Dokuzentrum

Geschichte des Reichsparteitagsgelaendes
Bild: CTZ, Uwe Niklas

Dürer, Albrecht

D: Albrecht Dürerhaus Foto: CTZ, Uwe Niklas

Albrecht Dürer (*21. Mai 1471 in Nürnberg; † 6. April 1528 ebenda) ist der bekannteste Sohn Nürnbergs und darf in dieser Liste natürlich nicht fehlen.

Dürer ist in Nürnberg allgegenwärtig: Im Germanischen Nationalmuseum sind u.a. drei Porträts und die beiden Kaiserbilder zu bestaunen. Hoch oben von seinem Sockel blickt Albrecht Dürer über den Albrecht-Dürer-Platz. Ein paar Schritte weiter Richtung Burg - und schon gelangt man zum Albrecht-Dürer-Haus, ein vierstöckiges imposantes Fachwerkhaus, das Dürer ab 1507 mit seiner Frau Agnes bewohnte. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Gebäuden der Nürnberger Altstadt überstand das Dürer-Haus auch den Zweiten Weltkrieg trotz einiger Beschädigungen. Am Tiergärtnertorplatz ist Dürers Hase als Skulptur neu interpretiert zu sehen. Seine letzte Ruhestätte fand Dürer auf dem Johannisfriedhof.
Mehr über Dürer und seine Zeit ist zu sehen in der BR Dokumentation: „Albrecht Dürer - Der erste Selbstdarsteller der Kunst“ und dem Dokudrama von ARTE: „Dürer“.

Museen Nuernberg Duerer Haus
Foto: CTZ, Uwe Niklas

Evangelischer Kirchentag 2023

E: Lorenzkirche. Foto: CTZ, Uwe Niklas

Vom 7. bis 11. Juni findet der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag unter dem Motto „Jetzt ist die Zeit“ in Nürnberg statt.
Mit der Reformation wird Nürnberg als erste Reichsstadt protestantisch und zu den herausragenden Orten des Reformationsgeschehens. Martin Luther nennt Nürnberg das „Auge und Ohr Deutschlands“. Als Sitz zahlreicher Buchdruckereien trägt Nürnberg entscheidend zur Verbreitung reformatorischer Schriften bei. Luthers bekanntester Mitstreiter, Philipp Melanchthon, gründet 1526 in Nürnberg das erste Gymnasium Deutschlands. Auch Albrecht Dürer ist ein begeisterter Luther-Anhänger. Einen Bildersturm, wie in anderen Städten, gibt es in Nürnberg jedoch nicht. Die Nürnberger Kirchen sehen daher nicht „typisch evangelisch“ aus und auch Mariendarstellungen sind überall zu finden. Die sehenswertesten Kirchen in der Nürnberger Altstadt sind die Lorenz-, die Sebaldus- und die Egidienkirche sowie die Frauenkirche auf dem Hauptmarkt, die seit 1810 wieder römisch-katholisch ist. Der Besuch lohnt sich absolut! Der „Englische Gruß“ von Veit Stoß (Lorenzkirche) und das Sebaldusgrab von Peter Vischer d.Ä. (Sebalduskirche) sind nur einige der Highlights.
Weitere historische Kirchenschätze und Dokumente, u.a. Holzschnitte von Dürer, finden sich in Nürnberg im landeskirchlichen Archiv der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern (LAELKB). Der 2013 eingeweihte Bau kann bis zu 34 laufende Kilometer an Archiv- und Bibliotheksgut beherbergen und ist nach dem Landeskirchlichen Archiv Hannover das zweitgrößte Kirchenarchiv Deutschlands.

BR Nachrichten Mittelfranken Landeskirchenarchiv Nuernberg
Foto: CTZ, Uwe Niklas

Fürth

 

F: Fürth. Foto: BR, Philipp Kimmelzwinger

"Lieber Fünfter als Fürther“!

"Vierter" wird in Mittelfranken ähnlich wie Fürther ausgesprochen.
Und dass Fürth mit seinen etwa 130.000 Einwohnern nur ein Vorort von Nürnberg sei, so die noch weit verbreiteten Vorurteile.

Für Nicht-Franken ist der Konflikt ziemlich unverständlich: Zwei zusammengewachsene (vielleicht ist das die Ursache der Kabbelei!) Städte, die an der Stadtgrenze fließend ineinander übergehen und in denen man den identischen Dialekt spricht (was keiner der beiden zugeben würde). Und doch sind sie Rivalen.
Verkehrstechnisch sind beide Städte allerdings schon lange bestens vernetzt. 1834 wurden die ersten Eisenbahnschienen auf dem europäischen Festland verlegt - und zwar zwischen Nürnberg und Fürth. Ein Jahr später fuhr der „Adler“ vom Nürnberger Plärrer zur Fürther Freiheit.

Fürth hat auch einige bedeutende Persönlichkeiten und Unternehmer hervorgebracht:

  • Den ehemaligen US-Außenminister und Friedensnobelpreisträger Henry Kissinger, dessen jüdische Familie aufgrund der NS-Repressalien 1938 in die Vereinigte Staaten emigrierte.
  • Ludwig Erhard, Mitbegründer der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), „Vater des deutschen Wirtschaftswunders“ und zweiter Bundeskanzler im Nachkriegsdeutschland, ist in Fürth geboren. Seit 2018 gibt es dort das Ludwig-Erhard-Zentrum (LEZ), ein deutschlandweit einzigartiges Ausstellungs-, Dokumentations- und Forschungszentrum über Ludwig Erhard und sein Konzept der Sozialen Marktwirtschaft.
  • Gustav Schickedanz, Gründer des Versandhandels „Quelle“ und seine zweite Frau Grete.
  • Der gebürtige Nürnberger Max Grundig, der 1930 in Fürth ein Radiogeschäft eröffnet und damit den Grundstein für die Weltmarke GRUNDIG legte. Im ehemaligem GRUNDIG-Direktionsgebäude ist heute das Rundfunkmuseum untergebracht, das in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag feiert, aber wegen Sanierung und musealer Neugestaltung derzeit geschlossen ist. Als „Deutsches Rundfunkmuseum“ will es sich zukünftig auf die Präsentation von auditiven Medienkulturen konzentrieren.
  • Natürlich hat Fürth auch bekannte Töchter hervorgebracht: Diese Fuertherinnen haben die Welt verbessert

1922 scheiterte eine Fusion zwischen den beiden Städten Nürnberg und Fürth.
Was trennt und verbindet beide Städte heute? Die gescheiterte Fusion der Nachbarstaedte Nuernberg und Fuerth

Foto: BR, Philipp Kimmelzwinger

„der Glubb“ (1. FC Nürnberg)

G: der Glubb. Foto: BR, Leon Baatz

1900 wird der 1. FC Nürnberg in einer Gaststätte gegründet. Heute hat der Verein über 26.000 Mitglieder. Als Club-Fan muss man vor allem eines mitbringen: Leidensfähigkeit! Aktuell ist der 1. FCN von früheren Glanzzeiten weit entfernt. Der 9-fache Deutsche Meister (1920, 1921, 1924, 1925, 1927, 1936, 1948, 1961 und 1968) hält auch den offiziellen Abstiegsrekord der Bundesliga. 2007 gewinnt der 1. FCN mit dem DFB-Pokal letztmalig einen großen Titel. Der Name Max-Morlock-Stadion huldigt dem größten Fußballidol der Stadt und erinnert an bessere Tage. Max Morlock (1925 - 1994) ist einer der Torschützen im Finale der Fußballweltmeisterschaft 1954 gegen Ungarn und macht damit das „Wunder von Bern“ wahr.

Auf ein Wunder hoffen auch die „Glubberer“ und wünschen sich den Klassenerhalt in der zweiten Bundesliga. Komme, wie es komme, der treue Club-Fan singt „Die Legende lebt, wenn auch die Zeit vergeht, unser Club, der bleibt besteh'n. Die Legende lebt, wenn auch der Wind sich dreht. Unser Club wird niemals untergeh'n.“

Club-Hymne „Die Legende lebt“

Foto: BR, Leon Baatz

Hafen

H: Hafen, Foto: CTZ, Christine Dierenbach

Seit einem halben Jahrhundert ist Nürnberg tatsächlich Hafenstadt! Der Bayernhafen Nürnberg, wie er offiziell heißt, liegt im Südwesten am Main-Donau-Kanal und wurde als Teil der transeuropäischen Wasserstraße zwischen Nordsee und Schwarzem Meer 1972 eröffnet. Der Hafen sieht sich heute als modernes Güterverkehrszentrum. Auf einer Fläche von über 300 Hektar haben sich dort mehr als 200 Firmen mit 7.000 Beschäftigten angesiedelt. Von den etwa vier Millionen Tonnen, die jährlich an Gütern verladen werden, wird der allergrößte Teil von der Bahn und auf LKWs transportiert und nur ein geringer Anteil mit dem Schiff. Mit anderen deutschen (Binnen-)Häfen kann der Bayernhafen Nürnberg nicht mithalten. Darauf bezieht sich der folgende Witz zum Unterschied zwischen dem Hamburger und dem Nürnberger Hafen: In Hamburg sagt man „Schiff ahoi“ in Nürnberg „Ui, a Schiff“.

Foto: CTZ, Christine Dierenbach

Internationale Orgelwoche Nürnberg (heute Musikfest ION)

I: Internationale Orgelwoche Nürnberg (heute Musikfest ION), Foto: CTZ, Christina Kuhn

1951 ist das Geburtsjahr der „Internationalen Orgelwoche Nürnberg - Musica Sacra“ (wie sie damals hieß). Da liegen noch große Teile der Altstadt in Trümmern.

Die spätgotische Lorenzkirche überspannt ein Notdach und es hat nach Kriegsende noch weitere fünf Jahre gedauert, bis die Orgel dort wieder erklingt. Verwüstete Städte sind für den damaligen Kantor Walther Körner Mahnmale, die zur Versöhnung mit den europäischen Nachbarn aufriefen. Und was war besser geeignet als geistliche Musik, die über Jahrhunderte den europäischen Kontinent verbunden hatte. Bereits beim ersten Festival treten Musiker aus dem europäischen Ausland auf. Nach wie vor ist die ION ein Festival mit europaweiter Ausstrahlung. Übrigens: Die Orgel von Sankt Lorenz ist die größte in einer evangelischen Kirche in Deutschland und steht auf Platz 11 weltweit! Mittlerweile findet die ION nicht mehr nur in Sankt Lorenz und Sankt Sebald statt, sondern in diversen Kirchen und Veranstaltungsorten in und um Nürnberg. Jährlich werden mehrere Konzerte vom Bayerischen Rundfunk mitgeschnitten oder live auf BR-Klassik gesendet. Die ältesten der mittlerweile über 2000 Aufnahmen im BR-Archiv stammen von 1955

Musikfest ION

Foto: CTZ, Christina Kuhn

Johannisfriedhof

J: Johannisfriedhof, Foto: CTZ, Christine Dierenbach

2013 wurde der St. Johannisfriedhof zum schönsten Friedhof in Deutschland gekürt. Tatsächlich ist dieser denkmalgeschützte Friedhof besonders und einzigartig.
Der St. Johannisfriedhof, heute im gleichnamigen Stadtteil gelegen, wurde im 13. Jahrhundert zunächst als Siechkobel für Kranke und Lepröse angelegt. Als 1518 Kaiser Maximilian I. bestimmte, dass Bestattungen nur noch außerhalb der Nürnberger Stadtmauern stattfinden durften, hat man auch den Johannisfriedhof dazu herangezogen. Im Tod sollten alle gleich sein. Daher erließ der Nürnberger Rat ab 1520 strenge Normen für die Größe der Grabsteine. Es durften auch nur liegende Grabsteine aus Sandstein angebracht werden. Das Epitaph, eine Gedenktafel für Verstorbene, war damit die einzige Möglichkeit, sich im Tod von den anderen zu unterscheiden. Die Epitaphien aus Bronze und Messing zeigen Wappen-, Zunft- und Familienzeichen und sind kunsthandwerklich wunderschön gearbeitet. Berühmte Verstorbene wie der Maler Albrecht Dürer, der Bildhauer Veit Stoß, der Philosoph Ludwig Feuerbach und auch seit 2004 Theo Schöller, der Gründer der gleichnamigen Eiskrem-Fabrik, fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Man muss aber kein "Promi“ sein, um auf dem Friedhof von St. Johannis seine letzte Ruhe zu finden. Insbesondere zur Zeit der Rosenblüte beeindruckt dieser berühmte Friedhof mit seinen zum Teil über 500 Jahren alten Gräbern und ist eine ruhige Oase im umtriebigen Nürnberg.

Foto: CTZ, Christine Dierenbach

Kaiserburg

K: Kaiserburg, Fot: CTZ, Uwe Niklas

Die auf einem Sandsteinfelsen thronende Kaiserburg ist das Wahrzeichen der Stadt Nürnberg. Seit dem Mittelalter repräsentiert ihre Silhouette Macht und Bedeutung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation und die herausragende Rolle der Reichsstadt Nürnberg. Es handelt sich um eine Doppelburganlage von etwa 65.000 Quadratmeter Fläche, bestehend aus einer Kaiserburg und einer Burggrafenburg, die 1050 erstmals urkundlich erwähnt wird. Von dort oben aus hat man wiederum einen unbeschreiblichen Blick auf Nürnberg und das Umland.
Über die Geschichte der Nürnberger Kaiserburg kann man ein ganzes Buch schreiben. Hier nur zwei besonders interessante Fakten:

1. Unter der Burg lagert jede Menge Bier. Unter der Kaiserburg entstand im Mittelalter ein aus Sandstein geschlagenes Felsenlabyrinth von 20.000 Quadratmeter mit einer Vielzahl von Bierkellern sowie Felsengängen für die Gewinnung und Weiterleitung von Wasser. Im Zweiten Weltkrieg dienten die Felsengänge als Luftschutzbunker. Heute werden sie wieder als Lager- und Reiferäume für einige Bierspezialitäten wie z.B. das Rotbier genutzt. Nuernberg historische Felsengaenge

2. Residierten früher Kaiser und Könige während der Reichstage auf der Burg, so können heute auch Normalsterbliche dort übernachten. In der 500 Jahre alten Kaiserstallung befindet sich eine Jugendherberge, die 2013 komplett modernisiert wurde und zu den beliebtesten Jugendherbergen deutschlandweit zählt.

Foto: CTZ, Uwe Niklas

KOMM

Nürnberg war nicht gerade ein Brennpunkt der 68er Bewegung. Dennoch war auch hier insbesondere bei jungen Leuten der Wunsch nach einem gesellschaftlichen Aufbruch zu spüren. Im Zuge der Jugendzentrums- und Kommunikationszentrumsbewegung Anfang der 70er Jahre wagte Nürnberg unter dem SPD-Kulturreferenten Dr. Hermann Glaser ein

Experiment. Im Juli 1973 eröffnete man zunächst im Probelauf das KOMM. Das Kommunikationszentrum sollte eine Freizeiteinrichtung sein, die ein demokratisches und bürgernahes Kulturangebot und „Anlässe für Sozialisation und Kreativität“ für alle Altersgruppen bietet. Es ist in der Halbruine des ehemaligen Künstlerhauses am Hauptbahnhof untergebracht, das in ehrenamtlicher Arbeit von anfangs wenigen 100 bis auf 3500 Quadratmeter Nutzfläche ausgebaut wird. Gruppen handwerklicher, künstlerischer und politischer Zielsetzung wirken im KOMM. Werkstätten, ein Kino, eine Kneipe, eine Bibliothek mit Archiv und eine Disco werden eingerichtet. Auch ein Seniorentreff entsteht. Die Medienwerkstatt, Radio Z und Radio e.V. werden dort aus der Taufe gehoben. Auch die Anti-AKW-Bewegung hatte dort einen wichtigen Stützpunkt. Später zieht die Punkbewegung ein. Mit den „Massenverhaftungen von Nürnberg“ ist das KOMM bundesweit in die Schlagzeilen geraten. Am 5. März 1981 abends wird ein Film über die holländische Hausbesetzerszene gezeigt. Daraufhin folgt eine Spontandemonstration durch die Nürnberger Innenstadt. Steine fliegen, Scheiben klirren. Nach Rückkehr der Demonstranten zum KOMM wird dieses von der Polizei eingekesselt und alle 141 Anwesenden, darunter 21 Minderjährige, und auch unabhängig davon, ob sie an der Demonstration teilgenommen hatten, werden verhaftet und bis zu zwei Wochen festgehalten. Ein breites Bündnis ruft zum Protest auf, da die Verhaftungen als unverhältnismäßig angesehen werden. Die Justiz sieht sich nach einigen Monaten zu einer Einstellung der Verfahren gezwungen. Das KOMM bleibt vor allem bei konservativen Kräften umstritten. 1996 ist es wieder Wahlkampf-Thema. Es gewinnt der CSU-Kandidat Ludwig Scholz. 1997 wird das KOMM von der Stadt Nürnberg beendet.

Doku über die Massenverhaftung 1981 von der Medienwerkstatt, die aus dem KOMM hervorgegangen ist: Die KOMM Massenverhaftung
Film der Medienwerkstatt über „100 Jahre Künstlerhaus“: 100 Jahre Kuenstlerhaus

Lebkuchen

L: Lebkuchen. Foto: CTZ, Christine Dierenbach

Nürnberg gilt seit Jahrhunderten als Hauptstadt des Lebkuchens, auch wenn er weder dort erfunden noch als erster dort gebacken wurde. Ihre Vorläufer, die Honig- oder Pfefferkuchen, waren schon in der Antike bekannt. Wie kam es also dazu, dass der Lebkuchen das Nürnberger Traditionsgebäck schlechthin ist? Zum einen war Nürnberg im Mittelalter als Drehscheibe des Fernhandels mit Gewürzen wie Zimt, Nelken, Kardamom, Muskat und die fremdländischen Mandeln gut versorgt. Zum anderen galt der umliegende Reichswald als „des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation Honiggarten“. Die alte Reichsstadt war damit prädestiniert für die Honigkuchen- und Pfefferkuchenbäckerei. Bereits Ende des 12. Jahrhunderts gab es nachweislich Lebküchner oder Lebzelter in der Stadt.
Der echte „Nürnberger Lebkuchen“ darf nur in Nürnberg hergestellt werden und die Nürnberger haben auch alles dafür getan, dass das süße Geheimnis bei ihnen bleibt. 1677 wurde sogar einem Lebküchner die Auswanderung in das benachbarte Fürth untersagt. Von Generation zu Generation überliefert, werden die geheim gehaltenen Rezepturen für die Nürnberger Lebkuchen bis heute verwendet. Rund 20 Millionen Stück werden pro Jahr hergestellt. Die Meisterstücke der Zunft sind die sogenannten „Elisenlebkuchen“, die nach der wunderschönen Tochter eines Nürnberger Lebküchners benannt sind. Die Elisenlebkuchen müssen aus mindestens 25 Prozent Nüssen bestehen und dürfen maximal 10 Prozent Mehl enthalten. Wo es die besten Lebkuchen gibt? Da hat jeder Nürnberger seine eigene Vorliebe….

Foto: CTZ, Christine Dierenbach

Menschenrechtspreis

M: Friedenstafel. Foto: CTZ, Christine Dierenbach

Weil die Nationalsozialisten Nürnberg als Stadt der Reichsparteitage vereinnahmten, weil dort die judenfeindlichen Rassengesetze beschlossen wurden und weil Nürnberg auch ein Ort der Täter war, will die Stadt Nürnberg heute bewusst ein Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung und für Verständigung und Versöhnung setzen - unter anderem mit dem Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis. Seit 1995 wird der Preis alle zwei Jahre an Einzelpersonen oder Gruppen verliehen, die sich in vorbildlicher Weise und unter hohem persönlichen Risiko für die Wahrung der Menschenrechte einsetzen. Der diesjährige Preis geht an den Kenianer Malcom Bidali. Als ehemaliger Wanderarbeiter in Katar setzte er sich mit seiner Organisation „Migration Defenders“ für die Rechte von Arbeitsmigranten ein. (Alle Preisträger finden Sie hier: Nuernberg Menschenrechte Preistraeger).
Seit 1999 ist es zudem Tradition, dass sich die Nürnbergerinnen und Nürnberger zu Ehren des Preisträgers nach der Verleihung des Menschenrechtspreises an einer Tafel zum gemeinsamen Mahl treffen.

Angeregt wurden der Internationale Menschenrechtspreis und weitere Initiativen wie die Einrichtung eines Menschenrechtsbüros und das Internationale Menschenrechts-Filmfestival durch ein bauliches Mahnmal für den „Sieg gegen den Nazismus“. Mitten in der Altstadt, zwischen Kornmarkt und Stadtmauer, flankiert von Alt- und Neubau des Germanischen Nationalmuseums schuf der weltberühmte israelische Bildhauer Dani Karavan die „Straße der Menschenrechte“. Dieses 1993 eingeweihte, begehbare Monument mit Rundpfeilern und Tafeln gibt auf Deutsch und in weiteren Sprachen Auszüge aus den 30 Artikeln der von den Vereinten Nationen 1948 beschlossenen Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte wieder und soll ein sichtbares Zeichen zur Einhaltung der Menschenrechte sein.

Dani Karavan, der eigentlich nie einen Fuß in das Land der Täter setzen wollte, war bis zu seinem Tod Nürnberg sehr verbunden und wurde 2018 wurde sogar Ehrenbürger der Stadt.

Foto: CTZ, Christine Dierenbach

Medienakademie

Vielleicht kennen Sie bereits das Gelände des Bayerischen Rundfunks in Nürnberg durch eine Weiterbildung bei der ARD-ZDF-Medienakademie. Manche Kollegin, mancher Kollege spricht noch immer von der Schule für Rundfunktechnik (SRT), wenn eigentlich die Medienakademie gemeint ist. Die SRT ist der Vorläufer der Medienakademie, wurde 1964 als Stiftung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten gegründet und bildete Ton- und Bildtechnikern aus. Im November 2006 unterzeichneten die Intendantinnen von ARD und ZDF die Gründungsurkunde der ARD-ZDF-Medienakademie, die aus einer Fusion der Schule für Rundfunktechnik und der Zentralen Fortbildungseinrichtung für Programm-Mitarbeitende in Hannover hervorgeht. Nürnberg wird Hauptsitz und bietet heute ein vielfältiges Angebot an Seminaren und Trainings von Journalismus über Medienproduktion bis hin zu betriebswirtschaftlichen Themen.
Gleich neben der Medienakademie befindet sich mit der ARGE Rundfunkbetriebstechnik (RBT) eine weitere Gemeinschaftseinrichtung der öffentlich-rechtlichen Anstalten auf dem BR-Gelände in Nürnberg. Die RBT hat das Ziel, eine gute Entwicklung und Ausrüstung der Rundfunkanstalten und einen hohen Standard bei der Übertragungstechnik zu gewährleisten.
Einen Einblick an die Anforderungen zukünftiger Ton- und Bildtechniker in den 60er Jahren bietet BR Retro mit diesem Video: Schule fuer Rundfunktechnik Nuernberg

Nürnberger Prozesse (Memorium)

N: Saal 600, Memorium Nürnberger Prozesse. Foto: CTZ, Steffen Oliver Riese

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945 riefen die Alliierten einen Internationalen Militärgerichtshof ins Leben. Ab dem 20. November 1945 verhandelte das Gericht zunächst gegen 24 Hauptkriegsverbrecher des nationalsozialistischen Regimes, denen insbesondere Kriegsverbrechen, sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit und gegen den Frieden zur Last gelegt wurden. Nach Verkündung der Urteile am 30. September und 1. Oktober 1946 wurden zehn der verhängten Todesstrafen am 16. Oktober 1946 vollstreckt. Radio München (Sender der amerikanischen Militärregierung und Vorläufer des Bayerischen Rundfunks) berichtete täglich über die Nürnberger Prozesse. Sprecher der Radiokommentare war der Journalist Fritz Mellinger, der ab 1948 erster Leiter des Studio Nürnberg (heute BR Franken) wurde.

Die Nürnberger Prozesse trugen maßgeblich zur Entwicklung des Völkerstrafrechts bei. Der Gerichtssaal 600, in dem die Prozesse stattfanden und der seit März 2020 nicht mehr für Gerichtsverhandlungen genutzt wird, kann im Rahmen der Gedenkstätte „Memorium Nürnberger Prozesse“ besichtigt werden.

Virtuelle Zeitreise zu NS-Kriegsverbrecherprozessen in Nürnberg

Foto: CTZ, Steffen Oliver Riese

Open Airs

O: Open Air Festival Bardentreffen. Foto: CTZ, Uwe Niklas

In Nürnberg finden viele namhafte Open Airs diverser Musikgenres statt. Die größten und beliebtesten sindRock im Park“, das „Klassik Open Air“ und das „Bardentreffen“.

Der Name „Bardentreffen“ geht zurück auf die Liedermacherbewegung der 70er Jahre. Heute ist es das größte kostenlose Weltmusikfestival in Deutschland. Immer am letzten Wochenende vor den bayerischen Sommerferien treten nationale und internationale Künstler auf mehreren Bühnen im Herzen der Altstadt auf. Das Schöne dabei ist, dass man sich von Ort zu Ort treiben lassen kann.

Live Mitschnitt Klassik Open Air 2022 Wagner und Mussorgsky

Foto: CTZ, Uwe Niklas

Pegnitz

P: Pegnitz. Foto: BR, Leon Baatz

Die Pegnitz (Fränggisch „Bengertz" oder "Bengerz) ist ein Fluss in Franken, der auch durch Nürnberg fließt, und sich nach einem fast 113 km langen Lauf in Fürth (s. F) mit der linken Rednitz zur Regnitz vereint.

Seit Ende März 2022 können Wellenreiter auf der „Fuchslochwelle“ in einem Kanal parallel zur Pegnitz ihren Spaß haben.

SZ Artikel Surfwelle Woehrder See Nuernberg

Foto: BR, Leon Baatz

Quelle

Q: ehemaliges Quelle Areal. Foto: BR, Philipp Kimmelzwinger

Von Gustav Schickedanz 1927 in Fürth gegründet, befand sich seit der Nachkriegszeit eines der größten Versandzentren in Nürnberg. Der gedruckte Katalog war zeitweise knapp 1000 Seiten stark. 1999 fusionierte Quelle als Quelle Schickedanz AG & Co. mit dem Warenhauskonzern Karstadt (später Arcandor). 2007 war Quelle mit 20.000 Mitarbeitern noch Europas größtes Versandhaus. Doch auf die zunehmende Bedeutung des Internethandels wurde nicht rechtzeitig reagiert. Die Insolvenz des Mutterkonzerns Arcandor im Jahr 2009 bedeutete auch das Ende von Quelle und den Verlust von mehreren tausend Arbeitsplätzen. Das 2015 verkaufte denkmalgeschützte Gebäude auf einem weitläufigen Areal wird von einem Investor in ein modernes Wohn- und Bürogebäude umgebaut. An die goldene Zeit des Versandunternehmens Quelle erinnert heute noch ein 90 Meter Werbeturm, der sogenannte Quelleturm.

Was wurde eigentlich aus Quelle?

Ehemaliges Quelle Versandzentrum Umbau im Zeitplan 30Juni 2022

Foto: BR, Philipp Kimmelzwinger

Rundfunk

R: BR Studio Nürnberg. Foto: BR, Susanne Kolibius

Zunächst als reine Sendestation für das Münchner Hörfunkprogramm gedacht, beteiligt sich der Nebensender Nürnberg bereits 1925 stundenweise mit Live-Produktionen fränkischer Musiker am bayerischen Rundfunkprogramm. Untergebracht war der Sender zunächst in der Postdirektion. Es folgten zwei weitere Umzüge.
Am 3. Juni 1949 wird das Studio Nürnberg am heutigen Standort feierlich eingeweiht. Der parkähnliche Standort weist bereits eine bewegte Geschichte auf: 1937-1945 Pferdelazarett, dann Panzerwerkstatt und später Jazz-Club der US-Armee. Zunächst wird eine Musikredaktion gegründet. 1952 geht mit dem musikalischen „Tafel-Confect“ (Alte Musik vom Mittelalter bis Mozart) die bis heute älteste Sendereihe im Bayerischen Rundfunk an den Start. In den 60er und 70er Jahren macht der technische Fortschritt die Regionalisierung in den Programmen möglich. Das Studio Nürnberg erhält eigene Wort- und Fernsehsendungen. Als ein weiterer Schwerpunkt bilden sich die Kabarett- und Faschingssendungen heraus. Die Sendung „Fastnacht in Franken“, eine Live-Übertragung der Prunksitzung des Fastnacht-Verbandes Franken aus dem unterfränkischen Veitshöchheim, ist seit vielen Jahren die quotenstärkste Sendung des Bayerischen Rundfunks. 2012 wird das Aktualitätenzentrum "AktZent" eingeweiht. In dem Neubau mit rund 70 Arbeitsplätzen arbeiten die aktuellen Redaktionen von Hörfunk, Fernsehen und Online und der Recherchedienst der Archive („Recherchepunkt“) zusammen und produzieren sowohl Beiträge für das Regional- als auch für das BR-Gesamtprogramm und für die ARD. Das multifunktionale „Studio Franken“, der diesjährige Tagungsort, wurde erst letztes Jahr in Betrieb genommen (siehe "S")

Rosenfelder, Oskar und Emil

Die gebürtigen Bamberger Brüder Oskar und Emil Rosenfelder gründeten Anfang des 20. Jahrhunderts die Vereinigten Papierwerke Heroldsberg AG (Verwaltungssitz Nürnberg). Eines ihrer Hygieneprodukte, ein Papiertaschentuch, ließen sie im Januar 1929 unter dem Markennamen “Tempo” beim Reichspatentamt in Berlin schützen. Im Jahr 1935 wurden bereits 150 Millionen Stück produziert. „Tempo“ ist weltweit eines der wenigen Produkte, deren Markenname zum Gattungsnamen wurde.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten mussten die beiden jüdischen Brüder nach England fliehen und verloren ihr Unternehmen im Rahmen der „Arisierung“ an den Quelle-Gründer Gustav Schickedanz (siehe "Q").

Die Erfinder des Tempo Taschentuches

Studio Franken

S: Studio Franken, BR. Foto: BR, Susanne Kolibius

Sendungen und Produktionen für Hörfunk, Fernsehen und Online, Konzerte, Diskussionsrunden und Kongresse sind hier alltägliches Geschäft. Jetzt sind Sie für drei Tage unser Gast im Studio Franken auf dem BR-Gelände. Das Studio Franken, das im Sommer 2022 eingeweiht wurde, ist multifunktional und einer der modernsten Produktionsstandorte im Bayerischen Rundfunk. Es bietet Mega-Screens, rundfunkadäquate Raumakustik und Technik im Smart Betrieb.

BR. Foto: BR, Susanne Kolibius

Scharfrichter Franz Schmidt

Franz Schmidt war von Mai 1578 bis Ende 1617 Scharfrichter in Nürnberg und setzte sich für „humanere“ Körperstrafen ein. Er hinterließ ein detailliertes Verzeichnis der von ihm vollzogenen Strafen, das als wichtige Quelle der Rechts- und Sozialgeschichte gilt.
Der Historiker Joel F. Harrington hat das „Tagebuch“ ausgewertet und in den Mittelpunkt seines Buches „Die Ehre des Scharfrichters – Meister Frantz oder ein Henkersleben im Nürnberg des 16. Jahrhunderts“ gestellt.


Henkerhaus Museum

Söder, Markus

Der bayerische Ministerpräsident ist gebürtiger Nürnberger und absolvierte nach seinem Studium der Rechtswissenschaften von 1992 bis 1993 ein Volontariat beim Bayerischen Rundfunk. Im Archiv finden sich bis Mitte 1994 Fernsehbeiträge von ihm, z.B. über den politischen Aschermittwoch der CSU in Passau (1993), eine Landtagswahl in Niedersachsen oder über eine Giraffentaufe im Nürnberger Tierpark. Eine leichte Tendenz zu politischen Themen war also bereits vor seinem Seitenwechsel in den Bayerischen Landtag Ende Oktober 1994 festzustellen.

Tand

T: Spielzeug. Foto: sk

Tand = altertümliche Bezeichnung für eine hübsche, nutzlose Sache
"Nürnberger Tand geht durch alle Land" - dieses Sprichwort stand im 19. Jahrhundert für die in der Noris (allegorischer Name für Nürnberg) hergestellten Qualitätsprodukte, insbesondere die ersten industriell hergestellten Kinderspielzeuge der Spielwarenindustrie. Bei einem Besuch im Nürnberger Spielzeugmuseum kann die Entwicklung des Spielzeugs und dieser seit dem Mittelalter für die Stadt wichtigen Industrie spielerisch entdeckt werden. Die internationale Spielwarenmesse in Nürnberg ist weltweite Leitmesse für Spielzeug.

Foto: sk

automatisierte (fahrerlose) U-Bahn

Nürnberg ist europaweit eine von 15 Städten und in Deutschland die erste und bisher einzige (Hamburg will mit einiger Verspätung folgen), die automatisierte/autonome U-Bahnen betreiben. Das Projekt RUBIN Realisierung einer automatisierten U-Bahn in Nürnberg mündete 2010 nach einem ca. 1,5-jährigen Mischbetrieb (sowohl autonom, als auch mit Fahrern) erfolgreich in den rein autonomen Betrieb der Linien U 2 und U 3. Nur so war damals der Neubau der Linie U 3 möglich, die sich mit der U 2 zentrale Streckenabschnitte teilt.

Zum BR Studio Nürnberg gelangt man vom Hauptbahnhof aus mit der U 3 Richtung „Großreuth bei Schweinau“. Man kann an der Haltestelle „Gustav-Adolf-Straße“ (Ausgang Wallensteinstraße) aussteigen oder bis zur Endhaltestelle „Großreuth“ fahren.


Allianz pro Schiene Uebersicht selbstfahrende Metros Europa

Vischer, Peter

V: Vischer der Ältere, Foto: Wikipedia

Peter Vischer d.Ä. (* um 1455/1460 in Nürnberg; † 7. Januar 1529 ebenda) war ein namhafter Bildhauer und Erzgießer. Er übernahm die von seinem Vater gegründete Messinggießerei und machte sie zur berühmtesten in Deutschland. Eines seiner bedeutendsten Werke ist das Sebaldusgrab in der Sebalduskirche (s. E). Peter Vischer d.Ä. wurde auf dem St. Rochusfriedhof in Nürnberg im Grab Nr. 90 beigesetzt.
Nuernberg virtuelles Museum Peter Vischer der Aeltere
Foto: Wikipedia

 

Weißgerbergasse

W: Weißgerbergasse. Foto: BR, Philipp Kimmelzwinger

Die Weißgerbergasse in der Nähe des Hauptmarktes ist ein absolutes Muss für alle Nürnberg-Besucher. Hier fühlt man sich ins Mittelalter zurückversetzt. In der Weißgerbergasse haben mehr als zwanzig historische Handwerkerhäuser den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden. Die Fassaden der alten, gut erhaltenen Häuser sind ein beliebtes Fotomotiv. Statt der geschäftigen Gerber im Mittelalter beleben heute Cafés, Bars, kleine Läden und Handwerksbetriebe die Weißgerbergasse.
Foto: BR, Philipp Kimmelzwinger

Drei im Weggla

W: 3 im Weggla. Foto: CTZ, Uwe Niklas

…sind drei Nürnberger Rostbratwürste im Brötchen (Weggla) und gehören zu den beliebtesten Leckereien der Frankenmetropole. Um die Entstehung der Nürnberger Bratwurst ranken sich zahlreiche Legenden: So soll die Spezialität so klein hergestellt worden sein, damit sie im mittelalterlichen Franken auch noch nach der Sperrstunde an hungrige (und zahlungswillige) Kunden durch die Schlüssellöcher verkauft werden konnten.
Laut Nürnberger Tourismuszentrale werden jährlich eine Milliarde Stück produziert und in alle Welt verkauft. Seit November 2021 haben die kleinen Würste sogar ein eigenes Museum.


Geschmacklich ganz gross Nuernberger Bratwurst bekommt Museum

Foto: CTZ, Uwe Niklas

„VolXmusik“

X: VolXusik. Foto: BR, Ralf Wilschewski

Die VolXmusik mit X (auch Tradimix genannt) ist traditionelle Volksmusik quasi reloaded, experimentierfreudig mit neuen Stilrichtungen und Weltklängen vermischt, mit neuen Texten auf alten Melodien. Kreiert wurde diese neue Stilrichtung von neuen, jungen Volksmusikformationen wie sie in der Sendung „Obacht! Tradimix“ auf BR Heimat zu hören sind.

Die Volksmusik an sich spielte schon immer eine große Rolle beim Bayerischen Rundfunk. Neben diversen Fernsehformaten gibt es seit 2015 mit „BR Heimat“ einen eigenen digitalen Hörfunksender, der sehr beliebt ist innerhalb der Volksmusik-Community.

Da sich die alpenländische von der fränkischen Volksmusik klanglich unterscheidet, gibt es im BR Studio Nürnberg eine eigene Volksmusikredaktion, die regelmäßig die Sendungen „Fränkisch vor 7“ und „Treffpunkt Blasmusik“ gestaltet und auch Aufnahmen mit Gruppen aus Franken macht. Mit der ersten erhaltenen Archiv-Aufnahme aus dem Jahr 1949 und einem jährlichen Zuwachs an ca. 100 eigenproduzierten Musiktiteln ist ein einzigartiger Fundus an fränkischer Volksmusik entstanden.

Foto: BR, Ralf Wilschewski

Yaşar, İsmail

İsmail Yaşar war nach Enver Şimşek und Abdurrahim Özüdoğru der letzte vom Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) in Nürnberg ermordete Mensch und das sechste Opfer der Mordserie. Der Inhaber eines Imbisses wurde am 9.6.2005 erschossen. Auch bei diesem Mordopfer ermittelten Kriminalpolizei und Bundeskriminalamt (BKA) lange Zeit nur im familiären Umfeld oder vermuteten Verbindungen zu türkischen Drogenhändlern, anstatt einen rechtsextremen Hintergrund überhaupt in Betracht zu ziehen.
Im Juni 2022 wurde zum Gedenken ein Platz nach İsmail Yaşar benannt.
Das erste Attentat des Nationalsozialistischen Untergrunds wurde bereits 1999 in Nürnberg verübt. In einer Pilsbar, betrieben von einem Gastwirt mit Migrationshintergrund, explodierte eine Rohrbombe und verletzte einen Mitarbeiter schwer.

2013 begann der NSU-Prozess in München. BR-Journalisten waren vor Ort und protokollierten ausführlich jeden Prozesstag. Das gesammelte Material wurde vom Münchner BR-Archivteam strukturiert, dokumentarisch aufgearbeitet und dauerhaft archiviert.

Da bei dem Thema NSU nach wie vor viele Fragen offen sind, unterhält der Bayerische Rundfunk mit den Nürnberger Nachrichten seit mehr als fünf Jahren ein gemeinsames investigatives Rechercheteam.

Klaerung moeglich: Podium diskutiert zu NSU Untersuchungsausschuss

Zukunftsmuseum (Deutsches Museum Nürnberg)

Z: Zukunftsmuseum. Foto: Ludwig Olah/Deutsches Museum

Nürnberg ist bisher weltweit vor allem bekannt und beliebt für seine Vergangenheit und den wohligen Blick auf das Mittelalter. Seit etwas mehr als einem Jahr wagt das neue Zukunftsmuseum mit fünf Themenfeldern, u.a. „System Stadt“ und „Raum und Zeit“, einen Blick in die Zukunft. Die „Geburt“ des Herzensprojekts des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder ist allerdings nicht ganz unumstritten. Die Zukunft wird auch zeigen, was ein Untersuchungsausschuss im Landtag zu Tage fördern wird. Streit ums Zukunftsmuseum Landtag setzt U Ausschuss ein
Foto: Ludwig Olah/Deutsches Museum

Redaktionsteam Recherchepunkt BR Franken: 

Astrid Kossakowski, Elga Oheim, Ronald Schmid, Marfa Seewald, Susanne Wick