Unternehmensarchive der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sind vorrangig zur internen Nutzung bestimmt, bieten aber auch Zugang für Wissenschaft und Forschung.
Einen allgemeinen Zugang für die interessierte Öffentlichkeit gibt es jedoch nicht. In Krisenzeiten (z. B. der RBB-Skandal im Jahr 2022), aber auch aufgrund der immer wieder gestellten Frage nach der grundsätzlichen Legitimität des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, sollten sich die Rundfunkanstalten der Gesellschaft gegenüber öffnen und den Blick hinter normalerweise geschlossene Türen ermöglichen. Transparenz schaffen, indem Einblicke in die Arbeitsweise der Mitarbeitenden und die Möglichkeit einer Einordnung wichtiger Entwicklungen gegeben werden. Wie das auch mit begrenztem Ressourceneinsatz gelingen kann, möchten wir anhand der Kooperation mit dem Museum für Kommunikation Frankfurt (MfK) zum Jubiläum „100 Jahre Radio“ aufzeigen. Begleitend zur Ausstellung „On Air. 100 Jahre Radio“ wurde im Februar 2022 die vom hr-Unternehmensarchiv in Zusammenarbeit mit dem MfK konzipierte Ausstellung „Funk für Fans. Hessische Rundfunkgeschichten“ eröffnet. Sie bot den Besuchenden acht Monate lang die Möglichkeit, sich über die Entstehung und Entwicklung des Hessischen Rundfunks zu informieren. Ein abwechslungsreiches Begleitprogramm bot zudem viele Informations- und Diskussionsplattformen. In beiden Ausstellungen finden sich zahlreiche Beiträge, die das Gemeinschaftsmedium historisch beleuchten und die starke Bindung zu den Hörerinnen und Hörern aufzeigen.
Solche Einblicke können helfen, der Öffentlichkeit die Relevanz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als Basis einer informierten, demokratischen Gesellschaft vor Augen zu führen. Andererseits stehen auch die Archive der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten immer mehr unter Spardruck und jede Aufgabe muss gegen andere Aufgaben abgewogen und priorisiert werden. Gehört es zu den Kernaufgaben, eine solche Ausstellung auf die Beine zu stellen? Die Frage, ob wir die Archive öffnen wollen, stellt sich zwar nicht mehr – die Rundfunkanstalten haben sogar den Auftrag bestimmte Archivinhalte online verfügbar zu machen. Bei dem Ausstellungsprojekt ging es nicht nur um die Archivinhalte selbst, sondern auch darum, über die Archivinhalte Transparenz zu schaffen.
Im Vortrag möchten wir zum einen über die These sprechen, dass der Einblick in Unternehmensarchive helfen kann, die Akzeptanz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der Gesellschaft zu steigern. Zum andern möchten wir darstellen, wie die Ausstellung konzipiert und umgesetzt wurde.