Emotionale Barrierefreiheit im Archiv – ein Weg zu ethischer und nachhaltiger Informationsarbeit

M. Benauer
Emotionale Barrierefreiheit im Archiv
Ein Weg zu ethischer und nachhaltiger Informationsarbeit
Die derzeitige mediale Präsenz von traumatisierenden Ereignissen wie Krieg, Gewalt und Diskriminierung landet zwangsläufig auf unseren Schreibtischen. Diese Konfrontation kann emotionale und psychische Belastungen mit sich bringen, die nicht jede:r gleich verarbeiten kann. Wissenschaftliche Studien zeigen jedoch, dass wiederholte Aussetzung mit belastendem Material das Risiko für sekundäre Traumatisierungen erhöht.
Während technisch-methodische Auswirkungen von etwa diskriminierender Sprache bereits intensiv diskutiert und bearbeitet werden, sind daraus potentiell erwachsende emotionale und psychische Folgen bislang kaum thematisiert worden. International, etwa in Australien, Kanada und den USA, gestaltet sich die Situation anders. Hier wurde in den letzten Jahren die Relevanz von Trauma für den Archivalltag beleuchtet und Konzepte und Ansätze entwickelt, die darauf abzielen, Archive als sichere Räume zu gestalten, indem sie die emotionale Komponente der Archivarbeit anerkennen,. Auf dem Blog des Arbeitskreises Offene Archive des Verbands deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. haben wir Trauma erstmals auf Deutsch in den Fokus gerückt. Aktuell planen wir eine Übersetzung englischsprachiger Leitfäden zum Thema.
In unserem Vortrag wollen wir uns der Frage widmen, wie Archive als sichere und offene Arbeits- und Rechercheorte gestaltet werden können. Indem wir international erprobte Lösungsstrategien und Konzepte wie trauma-informierte Archivpraxis anhand von Anwendungsfällen demonstrieren, möchten wir ihre Übertragbarkeit auf andere nationale Kontexte zur Diskussion stellen. Die Implementierung solcher Maßnahmen ist nicht nur relevant für ethische Informationsarbeit, sondern trägt auch einer wandelnden Arbeitskultur Rechnung. Als Mitglieder der Arbeitsgruppe Barrierefreiheit des AK Offene Archive im VdA möchten wir damit über fachliche und institutionelle Grenzen hinweg Bewusstsein für emotionaler Barrierefreiheit und psychische Gesundheit in Informationsberufen schaffen, das Thema in den Köpfen „verankern“ und Vernetzung fördern.