Frühjahrstagung 2025 Medien-Archiv-Sphären - Nachhaltigkeit und Informationsethik in der Mediendokumentation - 05.05.2025 - 07.05.2025 (Biosphäre Postdam) -

ChatGPT und Copilot in der Recherche: Trügerische Helfer?

"Wir suchen eine deutschsprachige Expertin zum Thema Extremismus in Großbritannien, die möglichst in London lebt, damit wir ein Team dorthin schicken können."
"Wir benötigen offizielle Dokumente der italienischen Regierung, die sich in den Jahren 2020-2024 mit dem Thema CO2-Reduktion befasst haben."
"Wir benötigen eine Synopse der Wahlprogramme der Parteien mit den Aussagen zu den wichtigsten Themen der Bundestagswahl."

Drei Aufgaben aus dem ganz normalen Recherchealltag. Einerseits Routine, andererseits aber oft mit hohem Zeitaufwand verbunden, bis man ein befriedigendes Ergebnis hat. Und dann ist da plötzlich ChatGPT und die Verheißung, dass das alles viel schneller gehen kann, indem man diese Arbeit einfach von künstlicher Intelligenz erledigen lässt. Und tatsächlich scheinen die Ergebnisse vielversprechend: Die Expertin war schnell gefunden. Für die Suche nach den regierungsamtlichen Dokumenten ließen wir ChatGPT eine Google-Suchanfrage formulieren, die sehr exakte Treffer zutage förderte. Und Zusammenfassungen scheinen eine der leichteren Übungen von Chat GPT zu sein.
Alles gut also? Nicht ganz, denn es bleiben immer Zweifel. Hat die KI etwas dazu gedichtet? Kann ich mich auf die Angaben verlassen? Bei der Zusammenfassung eines Dossiers, das ich selbst erstellt habe, sehe ich schnell, wo die KI Fehler gemacht hat. Was aber, wenn mir ChatGPT eine mehrere hundert Seiten lange Studie zusammenfassen oder größere Datenmengen analysieren soll? Und wie können wir ChatGPT bei komplexen Vorgängen wie dem Faktencheck von Sendemanuskripten oder der Verifikation von Fotos und Videos gewinnbringend einsetzen? Wir haben ChatGPT in verschiedenen Szenarien getestet, waren an vielen Stellen positiv, an anderen aber auch negativ überrascht. Und wissen dennoch: Die KI wird auch in der Recherche einen immer größeren Raum einnehmen. Deshalb müssen wir ihre Potenziale und Risiken kennen, damit wir sie am Ende so einsetzen, dass sie uns gewünschte Erkenntnisse liefert, unserem hohen Qualitätsanspruch gerecht wird und dabei auch noch Zeit spart. Darüber berichten wir im Rahmen der Frühjahrstagung
2025.