Future Internet: Chancen und Risiken für die Medienbranche
Prof. Dr. Klaus Tochtermann
Moderation
Jutta Heselmann
In vielen Archiven und Bibliotheken steht man vor dem Problem der Bestandssicherung, Papier zerfällt, Fotonegative lösen sich auf. Digitalisierung ist häufig das Mittel der Wahl, um Archivgut und seinen kulturellen Wert zu sichern. Früher war der Zugang zu Archivmaterial nur Wenigen möglich, er war oft mit der Überwindung großer räumlicher Entfernungen und bürokratischer Hürden verbunden. Heute will man die Schätze der Archive und Bibliotheken möglichst vielen zugänglich machen. Mit der Digitalisierung von Archivgut ist eine Voraussetzung geschaffen, über das World Wide Web unsere Kronjuwelen für alle Interessenten zu erschließen.
Mit der Öffnung der Archive für einen breiten Nutzerkreis stellt sich neben den bildungspolitischen Aspekten auch die Frage nach der kommerziellen Verwertung und den rechtlichen Rahmenbedingungen.
Werte sichern in der Deutschen Digitalen Bibliothek und der Europeana
Ute Schwens
Mit der Entstehung der Europeana hat die Europäische Kommission alle Mitgliedstaaten aufgefordert dafür Sorge zu tragen, dass die digitalen Bestände der jeweiligen Nation in das Europäische Projekt eingestellt werden. Die Lösung Deutschlands mit seinen föderalen Strukturen und heterogenen Realitäten in Bezug auf diese Bitte besteht im Aufbau der Deutschen Digitalen Bibliothek.
Ende vergangenen Jahres wurde mit der politischen Beschlussfassung auch Geld für das Vorhaben bewilligt. Der Vortrag beleuchtet in Kürze die Ziele der Deutschen Digitalen Bibliothek für sich allein und mit Blick auf die Europeana und beschreibt die derzeitigen gemeinsamen Schritte.
Bildarchivierung in der Österreichischen Nationalbibliothek
Uwe Schögl
Das Bildarchiv der ÖNB ist als Nationalarchiv die zentrale Bilddokumentationsstelle für Geschichte, Topographie und Personen in Österreich. Die bildungspolitischen Ziele einer wissenschaftlichen Bilddokumentationsinstitution bildeten ebenso wie die Nutzungsziele der kommerziellen Verwertung von Bildinformationen zwei wesentliches Grundlagen der Einführung eines Datenbank-Managementsysstem. Anhand der online Plattform bildarchiv.austria- wird die Komplexität und Wechselbedingung von digitaler Katalogisierungssystem, Dokumentationsmedium, kommerzielles Verwertungsforum im sammlungspolitischen Umfeld dargelegt.
Wie ein Archiv der Zeitgeschichte entstand – die Retrodigitalisierung der F.A.Z. aus den Jahren 1949 bis 1992
Franz-Josef Gasterich
Die erste Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschien am 1. November 1949. Das Frankfurter Allgemeine Archiv hat die F.A.Z.-Ausgaben der Jahre 1949 bis 1992 in Zusammenarbeit mit CCS-Content Conversion Specialists GmbH (Hamburg) digitalisiert und verfügt nun als einzige überregionale deutsche Tageszeitung über ihre sämtlichen Ausgaben in digitaler Form. Dies sind insgesamt mehr als fünf Millionen Berichte, 700.000 Seiten und 19.000 Ausgaben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Damit stehen mehr als 60 Jahre Berichterstattung der F.A.Z. als Archiv der Zeitgeschichte für die lückenlose Online-Recherche zur Verfügung. Die Seiten wurden dazu gescannt, die Artikel und ihre einzelnen Elemente erkannt und vereinzelt und die Texte für die Volltextsuche aufbereitet. Die Authentizität der Daten ist durch die Faksimile-Wiedergabe der Seiten und Artikel gesichert. Vorgestellt wird das fünf Jahre dauernde Digitalisierungsprojekt von der Konzeption bis zu seinem Abschluss im Frühjahr 2010. Weiterhin wird ein Ausblick auf die geplante Aufbereitung und Verschlagwortung der Daten gegeben.
Moderation
Herbert
Hayduck
Archive haben einen traditionell hohen Anspruch – sie arbeiten „für die Ewigkeit“. Im Tagungsblock 2 wird dieser Anspruch auf seine Haltbarkeit in den gegenwärtigen, digitalen Medienlandschaften geprüft. Die derzeitige Praxis der Langzeitarchivierung von AV-Beständen wird anhand von Beispielspräsentationen dargestellt – mit besonderer Betonung der Veränderungen, die auch hier durch digitale Technologien möglich werden. Internationale Forschungsprojekte werden dabei ebenso berücksichtigt, wie die Rolle von „social networks“ und ihrer neuen Möglichkeiten zur interaktiven Einbindung des „users“ im Archivbereich.
In der abschließenden Podiumsdiskussion wird der Ewigkeitsanspruch im Expertenkreis nochmals auf seine Machbarkeit geprüft und die Frage nach einem zeitgemäßen „customer relationship“ diskutiert.
Sicherung und Zugänglichkeit von AV-Beständen im ORF
Christoph Bauer
Rückblickend auf das letzte Jahrzehnt ist es Zeit, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen; Langzeitsicherung, Digitalisierung, CMS-Entwicklung, Kundensysteme, Rechteverwaltung: welche Entscheidungen und Weichenstellungen haben sich bewährt, wo müssen wir in Zukunft früher (oder später…) reagieren, wie wirken sich diese letzten zehn Jahre und ihre Entwicklungen auf die folgenden Jahre im Fernseharchiv des ORF aus.
Treibender Faktor oder Getriebener: Das Archiv kennt beide Rollen; als Teil eines gesamtheitlichen Produktionsbetriebes und als Verantwortlicher für die Erhaltung eines wichtigen Parts des österreichischen Kulturerbes, als Servicedienststelle eines Medien-Unternehmens und als audiovisuelles Gedächtnis Österreichs. (Auch) Das letzte Jahrzehnt war eine Gratwanderung zwischen auf der einen Seite limitierenden Faktoren wie technische und rechtliche Randbedingungen sowie budgetäre und technologische Möglichkeiten, und auf der anderen Seite Zielsetzungen wie die bestmögliche Erhaltung des besagten audiovisuellen Kulturerbes und der gewünschten Verfügbarkeit und Öffnung des Archivs und seiner Schätze.
Fortwährende Evaluierungen aller Entscheidungen und Entwicklungen, die begleitende Teilnahme an Forschungs- und Entwicklungsprojekten und die Kooperation mit anderen Europäischen Rundfunkanstalten war die Basis für die Ergebnisse des letzten Jahrzehnts und wird dieselbige für die Entwicklungen der kommenden Jahre sein. Heute müssen wir bereits feststellen, daß die „sorgenfreie“ Kindheit des digitalen Archivs bereits Geschichte ist und wir uns mitten in der „digitalen Adoleszenz“ befinden, in der unser „Geist“ (Erwartungen und Anforderungen an das Archiv) und unser „Körper“ (unser Archiv als Organisationseinheit und unsere „Schatzkammer“) sich nicht immer auf der gleichen Entwicklungsstufe befinden. Am Horizont dräut bereits der Alltag des volldigitalen Archivs, der uns zwar von den altbekannten Problemen der „analogen Ära“ befreien, uns aber ein gerüttelt Maß an neuen bringen wird, deren Lösungen wir uns erst wieder erarbeiten müssen, wobei wir auf dem Weg dorthin bereits heute so manches Lehrgeld bezahlen müssen.
Die Sicherung der Bestände des ORF-Fernseharchivs und die Zugänglichkeit standen und stehen jedoch immer im Mittelpunkt unserer Bemühungen. Mit der digitalen Langzeitsicherung, der großflächigen Migration bestehender digitaler Formate und der Entwicklung und Weiterentwicklung von Werkzeugen für den effizienten Zugriff auf unsere Inhalte und Bestände wird dieser Mittelpunkt auch in den nächsten Jahren unser Tun und Handeln bestimmen.
Rückwärtsdigitalisierung und deren Perspektiven beim Schweizer Fernsehen
Sandra Figini
Podiumsdiskussion: AV-Archive für die Ewigkeit mit den Referenten sowie
Dr. Mechthild Kreikle, Dr. Paolo Caneppele
Moderation
Dr. Rainer Hubert
Fix ist heute nur die Veränderung und stabil allein die Temposteigerung des Wandels. - Eine zentrale und akzelerierende Rolle spielen dabei die Medien, die Information immer rascher und besser transportieren. – Wo also stehen wir? - Ganz woanders als gestern. Und wo werden wir uns in einem, in fünf Jahren befinden? - Das Panel versucht, eine Augenblicksaufnahme der Medienarchivslandschaft Mitteleuropas zu geben. Gibt es dabei Strukturähnlichkeiten zwischen der Situation in Deutschland und Österreich? Wie steht es mit der Zusammenarbeit der einzelnen Stellen? Rücken die Institutionen näher aneinander heran und welche Vor-, bzw. Nachteile ergeben sich daraus? Was hat das Publikum davon? – Angesichts des Generalthemas der Tagung ist dabei eine Frage zentral: die Aufgabe der Medienarchive, für die Kontinuität und für die Authentizität der Medieninformation zu sorgen, - beides Aufgaben die schwieriger und wichtiger sind als je zuvor – und die nach kreativen Lösungen verlangen.
Medienarchive in Österreich – State of the Art
Mag. Siegfried Steinlechner
Die Medienarchive in Österreich sind Ausdruck historischer Entwicklungen und geprägt von föderalistischen Vorgaben und Eigenwilligkeiten. Demgemäß werde ich versuchen die historische Genese zu streifen, aktuelle Themen wie Bestände, Institutionen, Digitalisierung & Langzeitarchivierung, Ausbildung und Rechtesituation in der österreichischen Medienarchivlandschaft zu referieren. Am Ende steht eine Vision für die Zukunft deren Nukleus eine Netzwerkidee bildet.
Medieninformation in Deutschland – State of the Art
Felix Kresing-Wulf
Auf dem Gebiet der Mediendokumentation und Medieninformation sind in Deutschland derzeit verschiedene Trends erkennbar. Die Vereinbarung neuer sowie der Ausbau bereits bestehender Kooperationen führen zu einer Steigerung der Effizienz der Medienarchive. Die Tendenz zu einer verstärkten Zusammenarbeit auf dokumentarischem wie auf technischem Gebiet ist sowohl bei den öffentlich-rechtlichen als auch bei den privatwirtschaftlich organisierten Einrichtungen erkennbar. Auf technischem Gebiet stehen der weitere Ausbau der digitalen Produktion in allen Medienbereichen sowie die Erprobung und schrittweise Einführung (teil-) automatisierter Erschließungsverfahren in der Textdokumentation im Fokus. Diese Entwicklungen führen einerseits zu einer veränderten Verortung der Archive im Produktionsprozess, erzwingen andererseits aber auch eine kontinuierliche Modifikation des archivarischen und dokumentarischen Workflows und eine Aktualisierung des Berufsbildes von Archivaren und Dokumentaren.
PDLN Connect – Vernetzung von Medienarchiven in Europa und darüber hinaus
Rüdiger Baumberger
2008 gründeten mehrere namhafte Datenbankanbieter und Lizenzgesellschaften aus Europa und Australien in Brüssel das Press Database and Licensing Network – PDLN. Es gibt mittlerweile in 13 Ländern PDLN-Mitglieder. Diese repräsentieren mehr als 5000 Publikationen. Das Ziel von PDLN ist es die Interessen von Herausgebern zu unterstützen und die legale Verbreitung von Presseinhalten in elektronischen Pressespiegel zu fördern. Die PDLN-Mitglieder entwickeln dazu mit PDLN Connect Open-Source-Schnittstellen zum standardisierten wechselseitigen Datenaustausch, um den Zugriff auf hochqualitative Presseinhalte sowie deren legale Verbreitung über nationale und sprachliche Barrieren hinweg zu erleichtern.
Moderation
Günter Peters
Semantische (Such-)Technologien sind en vogue. Nicht nur, weil auf den Websites einiger Pressetitel die Tags zu den Artikeln mit solchen Technologien erzeugt werden, sondern auch, weil sie in der Diskussion über die Zukunft der dokumentarischen Arbeit als ein Mittel zur Katalogisierung von und der Suche in großen Datnemengen genannt werden, wenn die intellektuelle Aufbereitung solcher Daten nicht geleistet werden kann. Die Beschäftigung mit diesen Technologien ist seit einigen Jahren Gegenstand unserer Tagungen. In diesem Block werden Beispiele für den Stand und die Einsatzmöglichkeiten von semantischen Technologien in unterschiedlichen Umgebungen (Volltext-Datenbank, intellektuell verschlagwortete Datenbank) und verschiedenen Medien (Texte, Audiofiles) gezeigt.
Semantische Suchtechnologien in Medienarchiven
Waltraud Wiedermann
Das Archiv der APA-DeFacto GmbH, einer der größten Medien- und Fachdatenbank-Anbieter Österreichs, beinhalten aktuell mehr als 90 Millionen Dokumente. Täglich kommen etwa 9 000 Einträge dazu.
War es traditionell die Aufgabe geschulter Experten, in derartigen Archiven zu recherchieren, so steht es heute jedem registrierten Benutzer frei, diesen gigantischen Blätterwald selbst zu durchforsten.
Intellektuell beschlagwortete Datenbestände dieser Größenordnung scheitern oft an den Kosten. Die bisher gewohnten Suchverfahren in reinen Volltextarchiven, die nach Angabe einiger weniger Schlüsselwörter Resultate in Form sortierter Listen präsentieren, greifen dabei zu kurz. Die Recherche im Kontext von Nachrichtenmeldungen erfordert eine gezielte Analyse von großen Resultatmengen entlang inhaltlicher Dimensionen, die vom Informationsbedürfnis des Anwenders bestimmt werden.
Der Einsatz von semantischen Technologien und Visualisierungsverfahren helfen den Usern bei der Erschließung dieser riesigen Datenmengen. Deswegen sind bereits in fast allen Produkten der APA-DeFacto Technologien wie Themenclustering, 3-D Visualisierung, Anzeigen ähnlicher Dokumente, oder die Verknüpfung zu Hintergrundinformation realisiert. Dieser Beitrag zeigt praktische Anwendungsfälle semantischer Technologien zur Unterstützung bei Recherchen in Medienarchiven.
Audiomining – Grenzen und Möglichkeiten
Sebastian Petring
Der Begriff Audiomining lässt sich frei mit „Hörbares fördern“ oder auch „Hörbares erfassen“ übersetzen. Hauptgegenstand dieses Vortrags ist die Fragestellung, ob und inwieweit sich Inhalt und Struktur von Audiomaterial mit Hilfe von Automaten erfassen lässt. Im Fokus steht hier die Anwendung aus Rundfunksicht für dateibasierte Archivumgebungen. In diesem Zusammenhang wird erörtert, wo und in welchem Umfang eine Vereinfachung und Optimierung manueller bzw. intellektueller Dokumentationsaufgaben möglich sein kann. Anhand verschiedener Auswertungen wird präsentiert, ob die Voraussetzungen für die vorgestellten Einsatzzwecke, im Besonderen verbesserte Recherchebedingungen, gegeben sind. Dabei findet die Materialvielschichtigkeit in Hörfunkarchiven durch eine differenzierte Einteilung und Auswertung verschiedener Testklassen besondere Beachtung.
Contentverwaltung für Verlage
Annika Fuchs und Martin Schevaracz
Die APA-IT betreibt eine der größten Volltextarchive Europas mit mehr als 100 Millionen Dokumenten und 8.000 registrierten Benutzern. Für die Recherche und Verwaltung der Daten stehen den Usern auf deren Bedürfnisse zugeschnittene Benutzeroberflächen zur Verfügung. An Hand von Beispielen werden moderne Suchtechnologien vorgestellt, die es dem Anwender ermöglichen sich durch komplexe Medienarchive zu navigieren und ohne größere Vorkenntnisse umfassende Recherchen durchzuführen.
Mit dem Produkt SiteSearch+ der APA ist eine intuitive Recherche mit Hilfe von Filtern über den multimedialen Bestand der Pressedatenbank (PDB) der Süddeutschen Zeitung möglich.
SiteSearch+ wurde beim DIZ auf die jeweiligen Anforderungen der Kunden angepasst und ist als Recherchetool für die Redaktion der SZ und für weitere Nutzer u.a. die Zeitungsgruppe Stuttgart, den Bayerischer Rundfunk und den Münchner Zeitungs-Verlag im Einsatz.
Beispiele zeigen, wie neben intellektuell erstellten Strukturen auch automatisch erkannte Informationen integriert und kombiniert werden können. Derzeit wird die bestehende Konkordanz mit G+J für einen weiteren Partner ergänzt, damit diese auch SiteSearch+ in genutzt werden können.
Moderation
Mario Müller
Die Archiv- und die Dokumentationsbereiche in den TV-Sendern befinden sich schon seit Jahren in einer durch die Technik bestimmten Umbruchphase.
Am Beispiel von zwei technischen Dienstleistern und einem TV-Sender wollen wir deutlich machen, dass die Umbruchphase von der Band- auf die File-basierte Produktion nicht mehr nur ein Randthema mit einigen Insel- oder Teillösungen ist, sondern durch die Vernetzung der einzelnen Schnittstellen so durchdringende Formen angenommen hat, dass ganze Teilbereiche in den betroffenen Unternehmen von radikalen strukturellen und organisatorischen Veränderungen erfasst wurden und zukünftig noch solche erfahren werden. Welche Tendenzen lassen sich heute ablesen?
Digitale Archivierung als Dienstleistung
Jörg Hansen
Die filebasierte An- und Auslieferung von Videoinhalten nimmt stetig zu. In einigen Jahren werden Sendebänder, Dubs und Ansichtskopien wohl endgültig der Vergangenheit angehören. Die Einführung filebasierter Workflows stellt dabei für Medienunternehmen eine große Herausforderungen dar, bietet aber auch Chancen, Abläufe zu optimieren und ganz neue Möglichkeiten der Materialnutzung. Die Digitale Archivierung als Dienstleistung ermöglicht es Medienunternehmen und ihren Mitarbeitern, die Vorteile filebasierter Workflows zu nutzen, ohne in eine eigene Infrastruktur zu investieren.
Digitales HiRes-Archiv im Bayerischen Rundfunk.
Vom klassischen Fernseharchiv zum zentralen Informationsdienstleister
Gabriele Wenger-Glemser (BR)
Die Referentin stellt ausgehend von vier Thesen die Entwicklung eines klassischen Fernseharchivs hin zum zentralen Informationsdienstleister für AV-Material dar. Neben den technischen Komponenten des digitalen FS-Archivs im Bayerischen Rundfunk werden in diesem anhaltenden Veränderungsprozess die neuen Aufgabenbereiche, die veränderte Rolle des Fernseharchivs, seine zentrale Bedeutung an der Schnittstelle zwischen Essenz und Metadaten, die organisatorischen Herausforderungen und die veränderten Berufsbilder skizziert.
Neue Techniken zur Suche in audiovisuellen Medienbeständen
N.N.
Moderation
Torsten
Hoch
Die Landschaft der Pressedokumentation ist in Österreich geprägt durch einen zentralen Full-Service-Dienstleister, getragen von den Zeitungsverlagen, für die Zeitungsverlage. Dabei bleibt jedoch auch Raum für eigenständige Lösungen und Angebote. Hingegen finden wir in Deutschland eine heterogene Landschaft an Pressedokumentationen vor, die von unterschiedlichen Kooperationen gekennzeichnet ist. Kann also die österreichische Konstellation der Konzentration der künftige „Königsweg“ der deutschen Pressedokumentationen sein, die seit Anfang dieses Jahrtausend unter einem enormen wirtschaftlichen Druck stehen? Oder gibt es dazu Alternative(n)?
Wie kommt die Zeitung ins Archiv – und dann?
Rüdiger Baumberger
APA-DeFacto hält derzeit 280 Publikationen mit insgesamt ca. 500 Regionalausgaben in der Datenbank. Darunter alle österreichischen Tageszeitungen, sämtliche großen Wochenzeitungen und Magazine sowie dutzende international Quellen v.a. aus den Nachbarländern Österreichs. Publikationen können ohne Rücksicht auf das bereitgestellt Datenformat übernommen werden. Es stehen für alle gängigen Datenformate entsprechende Routinen und Ressourcen zur Umwandlung und Einspeisung in die Volltextdatenbank zur Verfügung. Dabei entstehen klassische Artikelvolltexte, E-Papierformate, Artikelclippings, … . Die breiten technologischen Möglichkeiten eröffnen APA-DeFacto die Möglichkeit den Verlagen und Kunden eine große Bandbreite an Dienstleistungen und innovativen Services anzubieten. Die wichtigsten Werkzeuge und neuesten Services werden in diesem Vortrag vorgestellt.
Von der Zeitung ins Zentral-Archiv? – Keynote aus Deutschland
Günter Peters
Die Frage, ob es sinnvoll sei, ein zentrales Pressearchiv von und für zumindest die wichtigsten deutschen Presseverlage zu erstellen, wird in Deutschland seit Beginn der 90er Jahre immer wieder diskutiert. Bislang ist ein solches Zentralarchiv nicht zustande gekommen. Diese Entwicklung hat mehrere Gründe, die auch in der Struktur des deutschen Pressemarktes zu suchen sind. Und obwohl durch Wirtschaftskrise und strukturellen Wandel der Leserschaft Kooperationen zwischen den Presseverlagen möglich werden, die vor einigen Jahren noch unmöglich schienen, bleibt die Frage spannend, ob diese Krisen zu einem zentralen Pressearchiv in Deutschland führen.
Moderation
Dr. Heiner
Schmitt
Der Workshop beschäftigt sich mit zwei thematischen Schwerpunkten:
Bewertung, Restaurierung unds Sicherung von älteren Filmbeständen unter besonderer Berücksichtigung der durch moderne Digitalisierungsverfahren möglichen Bild- und Tonverbesserungen bzw. Rekonstruktionen unter Behebung mechanischer und chemischer Schäden (Farbkorrekturen, Frequenzbearbeitungen etc.) Diesem Tema werden sich vor allem Frau Werth-Mühl, die im Bundesarchiv für die Langzeitsicherung der filmischen Überlieferung zuständig ist, und – überschneidend mit dem zweiten thematischen Schwerpunkt der Veranstaltung - auch Helmut Morsbach widmen.
Der Film, den wir zeigen, beschäftigt sich mit der Restaurierung und Sicherung des Frühwerkes eines der bedeutenden deutschen Filmschaffenden der Nachkriegszeit Edgar Reitz. Systematisch werden alle Stufen einer Bewertung, Schadensbehebung und Sicherung der Spielfilmüberlieferung des Altmeisters demonstriert und von dem Meister selbst sowie von seinem Sohn erläutert.
Zweiter inhaltlicher Schwerpunkt des Workshops ist dann die Darstellung der Möglichkeit, über digitale Verfahren und Träger zu einer neuartigen und breiten Verwertung filmischer Überlieferung zu kommen. Dabei eröffnen sich neue Möglichkeiten einer Öffnung der Archive für eine breite Nutzung und Verwertung der Bestände im kommerziellen wie im wissenschaftlichen und nichtgewerblichen Bereich. Dass sich hierbei nicht unerhebliche rechtliche Probleme stellen, wird dennoch nicht eine weitergehende Verbreitung filmischer Überlieferung über vielfältige digitale Distributionsformen verhindern.
Die Reitz-Company bietet auch einen Ausblick über die bereits zum Teil realisierten neuen Formen einer digitalen Kinoverwertung von Spielfilmen und beantwortet überzeugend, dass noch für lange Zeit die reine und ausschließliche digitale Speicherung von audiovisueller Überlieferung kein realistischer Weg ist: Ursächlich werden hier, die bei transparenten Speicherverfahren unglaublich hohen Datenvolumina und die sich ständig wechselnden Formate und die digitalen Systemwechsel genannt. Der Altmeister setzt daher nach der digitalen Restaurierung auf die Sicherung auf herkömmlichen filmischen Tägermaterialien. Kennzeichnend hierfür ist ein Zitat aus einem Reitzfilm, das in anderem Zusammenhang in der Dokumentation auftaucht: Elke Sommer und Hannelore Elsner sprechen über die Mode und die Menschen als von „Chic und leichtverderblicher Ware“, was sich nahtlos auf die stets labile und gefährdete audiovisuelle Überlieferung übertragen lässt.
Unter Einfluss: Digitalisierung und Öffentlichkeit im 21. Jahrhundert
Thomas Ballhausen
Anhand des (Streit)Begriffe „Restaurierung“ und „Digitalisierung“ werden im Rahmen dieses Vortrags die Theorie und Editionspolitik der Filmarchive, ihre Herausforderungen und Fragestellungen diskutiert. Archivsystem und Erinnerungsdiskurs bedingen einander, erlauben die Verlebendigung des Bewahrten und die konstruktive Auseinandersetzung mit historischen Materialien. Immer der wissenschaftlichen Ethik als auch der Öffentlichkeit verpflichtet, muss der lebendige Kreislauf archivspezifischer Arbeit – von der Akquisition über die Erschließung hin bis zur (Wieder)Veröffentlichung – auf Nachhaltigkeit und Sensibilisierung ausgerichtet sein. Archive, insbesondere die Medienarchive, könnten mit ihrer spezifischen theoretischen Grundlage und deren praktischer Umsetzung – show & tell als ernstgemeintes Motto eines Programms aus Sensibilisierung und Kontextualisierung – als differenzschaffende Scharnierelemente des wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskurses wirken. Dieser Kreislauf wird nun um einen Zyklus digitaler Vermittlung bzw. der Vermittlung des Digitalisierten ergänzt; der Diskurs der Archive erweitert sich durch das Mitdenken von HCI zur Human-Archive-Interaction neuer Ordnung.
Die Kinofilme der DDR als Teil des nationalen Kulturerbes – Auftrag, Bürde oder Chance für eine private Stiftung
Helmut Morsbach
Die DEFA-Stiftung ist eine rechtsfähige, gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in Berlin. Sie wurde von der Bundesrepublik Deutschland am 15. Dezember 1998 errichtet. Als Stiftungsvermögen wurde ihr der DEFA-Filmstock übertragen, der Teil des nationalen Kulturerbes ist. Aufgabe der Stiftung ist es, die DEFA-Filme zu erhalten und für die Öffentlichkeit nutzbar zu machen sowie die deutsche Filmkultur und Filmkunst zu fördern.
Die Stiftung ist aktiv fördernd tätig. Sie vergibt Fördermittel in Höhe von mehr als 700.000 Euro an Privatpersonen, Körperschaften des öffentlichen Rechts und gemeinnützige Institutionen. Damit fördert sie die wissenschaftliche und publizistische Erschließung und Auswertung des DEFA-Filmstocks, Ausstellungen, Symposien und Veranstaltungen auf filmkulturellem Gebiet. Sie unterstützt kinemathekarische und museale Projekte und vergibt Stipendien. Zur Förderung der deutschen Filmkunst und Filmkultur vergibt sie jährlich Preise in Höhe von mehr als 50.000,00 Euro.
Die nationale Filmüberlieferung im Bundesarchiv-Filmarchiv
Martina Werth-Mühl
Moderation
Gudrun
Menze
Infografiken sind ein perfektes Werkzeug, um Zahlen, Daten und Fakten schnell, anschaulich und aussagekräftig zu vermitteln. Die Vortragenden geben einen Überblick über die wichtigsten Einsatzgebiete und Anwendungsmöglichkeiten, etwa die Veranschaulichung trockener oder komplexer Daten und die Erklärung unübersichtlicher Zusammenhänge. Die beiden Infografiker verraten Tipps & Tricks, vom Datenmaterial zur aussagekräftigen und korrekten Darstellung. Anschließend bietet ein „Making Of“ einen Blick hinter die Kulissen im Print- und TV-Bereich, Abläufe von der Idee über Datenaufbereitung bis zur Publikation werden erläutert.
Einführung in die Infografik
Mag. Walter Longauer
Infografik in Print und TV
Infografiken sind ein perfektes Werkzeug, um Zahlen, Daten und Fakten schnell, anschaulich und aussagekräftig zu vermitteln. Die Vortragenden geben einen Überblick über die wichtigsten Einsatzgebiete und Anwendungsmöglichkeiten, etwa die Veranschaulichung trockener oder komplexer Daten und die Erklärung unübersichtlicher Zusammenhänge. Die beiden Infografiker verraten Tipps & Tricks, vom Datenmaterial zur aussagekräftigen und korrekten Darstellung. Anschließend bietet ein „Making Of“ einen Blick hinter die Kulissen im Print- und TV-Bereich, Abläufe von der Idee über Datenaufbereitung bis zur Publikation werden erläutert.
Infografik in der Hauptnachrichtensendung des ORF – Making Of
Dieter Spet-Wassertheurer
Making of Vidiwall-Grafik
Background: Drei Jahre ist es her, dass der ORF neben einem Designrelaunch der wichtigsten Informationssendungen und den Umstieg auf 16:9 auch sein Infostudio erneuert und um 6 Vidiwalls (mehrere große Bildschirme) erweitert hat. Diese Neuerung hat, neben der Möglichkeit schnell die Studioanmutung zu ändern, unter anderem den Zweck, auf eine moderne Art Inhalte visuell und interaktiv mit dem Moderator zu präsentieren.
Workflow: Wie ein Lehrer an der Schultafel erklärt der Moderator die Vorgänge an der Vidiwall. Je kürzer die Kommunikationswege zwischen Moderator und Grafiker sind, desto besser gelingt das.
Aus diesem Grund ist der Grafiker eng in den mittäglichen Redaktionssitzungen eingebunden. Die Vidiwallgrafik ist ein fixes Element der Sendung „Zeit im Bild“ (19:30 ORF2) Neben klassischen Balken/Torten, Verhältnis-Diagrammen und Landkartenanimationen wird versucht auch andere Wege der Visualisierung zu beschreiten (siehe Beispiele). Da im Gegensatz zur Printgrafik die Betrachtungszeit vom Beitragsgestalter vorgegeben ist, wird die Vidiwallgrafik im Idealfall auf eine klare Aussage hin zentriert. Je kürzer diese Zeitspanne desto simpler. (zB.: etwas steigt oder fällt). Diese Timeline läßt es aber auch zu, komplizierte Entwicklungen zu zeigen. Laut Meinungsumfragen werden vom Zuseher besonders gerne kurze, in sich abgeschlossene Geschichten, gesehen. Die Grafiken sind nicht Template basierend, die Erstellung der Datenaufbereitung erfolgt immer wieder neu.
Nach einer Probe und der Abnahme durch den Sendungsverantwortlichen wird die Vidiwallgrafik bei jeder Sendung live, auf Stichwort, zugespielt.
Tools: Für die Erstellung wird eine, im Vergleich zu Quantel oder Adobe, relativ neue 3D Echtzeit Animationssoftware verwendet. (Viz Artist/Trio). Die Zuarbeit erfolgt mit Photoshop/Illustrator bzw. 3D-Modelling Software. Eine wichtige Rolle spielen auch Kamerawinkel, Beleuchtung und Perspektive. Durch die Vidiwall ergeben sich mehrere mögliche Bildausschnitte (14:9 /16:9 und 4:3) die je nach Inhalt der Visualisierung unterschiedlich eingesetzt werden.
Anwendung: Bisher gibt es die Vidiwall-Infografik in der Sendung „Zeit im Bild“ um 19:30 und in etwas abgespeckter Form bei der Börse-Berichterstattung in der „ZIB 13:00“.
Zusammenfassung und Ausblick: Mögliche Perspektiven wären eine Anwendung in der „ZIB 24“ bzw. in allen Informationssendungen aus dem ORF-Infostudio und eine noch engere Einbindung des Moderators bei der Grafikabwicklung.
Perspektiven der Infografik
Birgit Wahrenburg-Jähnke
Quo vadis Infografik?
Die Visualierung von Orten, Größenverhältnissen oder Funktionsweisen ist heute fester Bestandteil der Berichterstattung: Infografiken sind in modernen Zeitungs- und Zeitschriftenlayouts unverzichtbar. Trotzdem gibt es in der Branche Ungewissheit: In welche Richtung wird, zu welchen Formaten kann sich die Infografik in Print und Online entwickeln? Birgit Wahrenburg-Jähnke, Chefredakteurin von dpa-infografik, zeigt Beispiele aus den Bereichen Computer Assisted Reporting, interaktiven Modulen und der Medienkartographie. Neue Trends stehen natürlich im Spannungsfeld zwischen Online- und Printformaten, zwischen Sachlichkeit und Opulenz, zwischen Schnelligkeit und aufwändiger Recherche. Insofern wird die anschließende Diskussion im Fachpublikum interessante Impulse geben können.
Moderation
Olivera Kipcic
Content-Verbreitung im Internet: Ein Bereich, der immer mehr an Bedeutung gewinnt. Deshalb erhitzt er in jüngster Vergangenheit auch so sehr die Gemüter.
Die Bundesregierung hat das Thema "Leistungsschutzrecht für Presseverlage" in die Koalitionsvereinbarung aufgenommen. Manche sehen darin nichts weniger als den Schutz der Demokratie und der Pressefreiheit aber auch den Schutz von Presseerzeugnissen vor der Übermacht von Google & Co. Dirk Platte vom VDZ erläutert, was sich aus Verbandssicht hinter der Forderung verbirgt.
Auch öffentlich-rechtliche Fernseh- und Rundfunkanstalten drängen mit ihren gebührenfinanzierten Angeboten immer stärker ins Netz - welche Auswirkungen hat dies auf den gesetzlichen Auftrag der Öffentlichen-Rechtlichen aber auch auf andere Marktteilnehmer? Wie behaupten sich die privaten Fernsehsender demgegenüber und welche Verwertungsstrategien verfolgen diese?
Diesen und anderen Fragen widmen sich die folgenden Vorträge.
Leitungsschutzrecht für Presseverleger
Dirk Platte
Die Einführung der verschiedenen Leistungsschutzrechte im Urheberrechtsgesetz beispielsweise für Tonträgerhersteller, Konzertveranstalter, Sendeunternehmen etc. war in vielen Fällen durch technische Neuerungen und sich daraus ergebende digitale Vervielfältigungsmöglichkeiten begründet. Grund und Rechtfertigung für die Gewährung eines eigenen Leistungsschutzrechts ist hier der technisch-organisatorische Aufwand, den die Unternehmen in die Verwertung der Werke investieren, und die Erwägung, dass die Unternehmen eine entscheidende Mittlerrolle zwischen den Urhebern und der Allgemeinheit einnehmen, die für sich genommen schutzwürdig ist. Obgleich sich Presseverlage in den letzten Jahren aufgrund der möglich und üblich gewordenen digitalen Vervielfältigungs- und Wiedergabetechniken massiv der Gefahr unzulässiger digitaler Verwertungen ihrer Publikationen ausgesetzt sehen und obwohl Verleger zu den geradezu klassischen Werkmittlern gehören, besteht für sie bislang kein eigenes Leistungsschutzrecht. Diese Lücke zu schließen ist nicht nur urheberrechtlich sondern verfassungsrechtlich geboten. Zur Erhaltung einer freien Presse gehört auch ihre Refinanzierung durch Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen zu sichern. Hierzu wäre das Leistungsschutzrecht für die Verleger periodischer Presse ein wichtiger Beitrag.
Verwertungsstrategien im Privatfernsehen: Maxdome (Arbeitstitel)
N.N.
Zwischen Regulierung und Medienumbruch – Programmstrategie der ARD im Internet
Heidi Schmidt
Der Medienumbruch, der durch die Internettechnologie ausgelöst wurde, stellt klassische Medienunternehmen vor große Herausforderungen. Sie erleben, dass nun jeder Sender sein kann oder Publizist, dass sie bei technischen Entwicklungen statt Avantgarde Nachhut sind und dass sie sich der Konkurrenz in einem nicht regulierten, globalen Markt stellen müssen. Das gilt auch für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten.
Mit dem 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag hat der deutsche Gesetzgeber ARD und ZDF einen originären Auftrag für Telemedien im Internet gegeben. Gleichzeitig hat er vor diese Aktivitäten ein sehr aufwändiges Prüfungsverfahren gesetzt, den so genannten Dreistufentest. Seit über zwei Jahren befinden sich ARD und ZDF in einem Mammutverfahren zur Überführung des Bestands ihrer Onlineangebote.
Wie reagiert eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt mit ihren Telemedien auf dieses Spannungsverhältnis zwischen Medienumbruch einerseits und Regulierung andererseits? Welche Strategien sind möglich, damit die Programminhalte auf verschiedenen Plattformen ihre Zuschauer, Hörer und Nutzer finden können? Heidi Schmidt gibt Einblicke in diese Internet- Strategiediskussion der ARD.
Moderation
Franz-Josef Gasterich
Die Medienarchive bleiben als kollektives Gedächtnis erhalten! Der BGH zum dauerhaften Vorhalten von Beiträgen in Online-Archiven
Dr. Markus Höppener
Der Bundesgerichtshof hat die Freiheit der Medien zur Vorhaltung eines Online-Archivs bestätigt. Die Medien seien nicht gezwungen, ihre in diese Archive eingestellten Altbeiträge fortwährend auf ihre Rechtmäßigkeit zu prüfen und ggf. aus dem Netz zu nehmen, stellte das höchste deutsche Zivilgericht in zwei Urteilen vom 15. Dezember
2009 fest.
Eine Pflicht zur Prüfung wirkte, so die Richter, angesichts des finanziellen und personellen Aufwands abschreckend. Die Medien würden aus Furcht vor rechtlichen Folgen entweder bereits in ihrer aktuellen Berichterstattung allzu große Vorsicht üben oder von Online-Archiven ganz absehen.
Die Öffentlichkeit besitze ein legitimes Interesse, vergangene zeitgeschichtliche Ereignisse über die Internetangebote der Medien zu recherchieren. Dazu zähle auch die Nennung des Namens eines verurteilten Straftäters. Das gleichfalls geschützte Interesse des Betroffenen müsse unter bestimmten Bedingungen zurücktreten: Ein sachlicher, ausgewogener und zurückhaltender Text, der auch die Sicht des Betroffenen zum Ausdruck bringe, sei hinzunehmen. Dieses Privileg komme den Medien indessen nur zu, solange es um einen echten Altbeitrag gehe, der als solcher gekennzeichnet und frei von jeder Aktualisierung geblieben sei.
Fragen des Onlinerechteerwerbs
Klaus Siekmann
Der Vortrag soll eine Einführung und einen Überblick zu Fragen der Praxis beim Erwerb von Onlinerechten am Beispiel einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt geben.
Die Sicht der Piratenpartei – Freier Content immer für alle überall
Thorsten Wirth
Die Lawine "Informationsgesellschaft" ist losgetreten und bringt Veränderungen mit sich, denen viele Old
Economists nichts entgegenzusetzen haben. Informationen zu einem handelbaren Gut zu erklären, ist von
deren Exklusivität bei der Reproduktion abhängig. Daher lässt sich die Idee der Knappheit von Gütern darauf
im Computerzeitalter nicht mehr anwenden. Wir müssen akzeptieren, dass dieser Wandel nicht aufzuhalten
ist und dass wir in nicht allzu ferner Zukunft eine komplett vernetzte Gesellschaft sein werden. Die
Münchener Erklärung will uns glauben machen, dass die Pressefreiheit bedroht sei, wenn der Journalismus
keinem wirtschaftlichen Wettbewerb mehr ausgesetzt ist. Bei der Betrachtung der derzeitigen Strömungen im
Internet ist aber auch dort ein Wettbewerb erkennbar, in dem die Qualität permanent überprüft wird.
Allerdings ist die wirtschaftliche Fragestellung dabei eine ganz andere, aber eben nicht die der Freiheit. Wir
müssen den Wandel vom Konsumenten zum Produzenten realisieren, und statt uns davor zu sperren, sollten
wir die Möglichkeiten der kollektiven Intelligenz fördern und nutzen. Informationsmanagement wird eine der
zentralen Fragen der Zukunft werden, denn es wird immer mehr freie und kostenlose Inhalte geben.