Pressemitteilung
Fachverband der Medienarchive feiert 20jähriges Jubiläum
“Die Rache der Journalisten an den Politikern ist das Archiv”. Diesen Satz prägte der österreichische Fernsehjournalist Robert Hochner. Medienarchive sind gerade heute eine wichtige Grundlage für einen seriösen, gut recherchierten Journalismus. Der Verein für Medieninformation und Mediendokumentation (vfm) ist deren bedeutendste Organisation.
Alles begann am 14. Januar 1997 beim NDR in Hamburg. Marianne Englert, damalige Archivleiterin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, lud zur konstituierenden Sitzung ein. 14 Vertreter aus den Rundfunkanstalten und Presseverlagen waren bei der Gründungsveranstaltung anwesend und wählten Marianne Englert zur ersten Vorsitzenden.
Die Arbeit der Medienarchivare und Mediendokumentare hat sich seitdem radikal geändert. „Archiv- und Dokumentationsbereiche müssen heute offen, progressiv und technikaffin sein“, sagt Mario Müller (ProSiebenSat.1), der heutige Vorsitzende des vfm. „Die redaktionellen Inhalte für Medienportale, Presse, Radio oder TV müssen heute just in Time und im Direktzugriff für die Redaktionen verfügbar sein.” Auch rechtliche Aspekte spielen eine immer größere Rolle in der täglichen Arbeit. Wer darf wann welche Inhalte wie nutzen? Das ist eine wichtige Fragestellung, die neben den Juristen zunehmend auch Medienarchivare und Mediendokumentare beantworten müssen.
Am 14. Januar 2017 feiert der Verein nun sein 20jähriges Bestehen. Heute ist der vfm der führende Veranstalter von Weiterbildungen für diese Branche. Kollegen aus den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, der privatwirtschaftlich organisierten Medienhäuser wie RTL und ProSiebenSat.1, aus Presseverlagen wie „Gruner & Jahr“, der FAZ und der Süddeutschen Zeitung haben so die Möglichkeit, sich fachlich auszutauschen, zu vernetzen und neue Trends kennenzulernen. Auch neue Kollegen von jungen Startup-Unternehmen, aus dem Online-Bereich und aus der Informationswirtschaft nutzen zunehmend die Angebote des vfm. Rechtsfragen im medialen Alltag sowie Technologien der Zukunft und das sich damit verändernde Berufsbild sind Weiterbildungsschwerpunkte in diesem Jahr.
vfm-Seminar-Jahresprogramm 2017: http://www.vfm-online.de/seminare/termine.shtml
Die vfm Frühjahrstagung ist der jährlich stattfindende Höhepunkt für Erfahrungsaustausch und mit Vorträgen zu Trends und Innovationen der Branche. Dieses Jahr ist das ZDF in Mainz Gastgeber. Erwartet werden wieder mehr als 250 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Tagung 2017: http://www.vfm-online.de/tagungen/2017/ankuendigung.shtml
Ein wichtiges Anliegen des vfm ist die Förderung des Nachwuchses. Seit 2012 werden mit dem Marianne-Englert-Preis Forschungsarbeiten mit dokumentarischem, archivarischem oder informationswissenschaftlichem Hintergrund ausgezeichnet. Dr. Ute Essegern sieht als Jurymitglied den Marianne-Englert-Preis auch als Investition in die mediendokumentarische Zukunft: „Unsere bisherigen Preisträger zeigen, dass damit nicht nur die journalistische Recherche bereichern. Die Arbeit unserer Kollegen ist gerade heute eine grundlegende Voraussetzung für journalistische Innovation und Investigation.“ Zu den Preisträgern des Jahres 2016 zählte beispielsweise Jörn Ratering, der das Kölner „Team Wallraff“ unterstützte. 2014 wurde mit Antonius Kempmann ein freier Rechercheur ausgezeichnet, der im Auftrag des NDR und der Süddeutschen Zeitung über Rolle die deutsche Stadt Rammstein in der militärischen Drohnenpolitik der USA recherchierte.
Preisträger 2016: http://www.vfm-online.de/weblog/newcomerforum/preistraeger/
In einer Zeit, in der „postfaktisch“ zum Wort des Jahres 2016 gewählt wurde, in der mit zunehmender Globalisierung (fast) alles im Netz gefunden werden kann, sind Medienarchive als gesellschaftliche Erinnerungsorte besonders wichtig. Es sind Orte, in denen das Heute für Morgen konserviert wird. Doch was überwiegt mehr? Das persönliche Recht des Einzelnen auf Vergessen, oder das Interesse der Gesellschaft auf Erinnern? 2017 muss sich das Bundesverfassungsgericht mit der Klage eines Mörders befassen, der seinen Namen aus digitalen Archiven tilgen lassen will.
Der vfm setzt sich auch zukünftig dafür ein, dass Medienarchive als Spiegel unserer Gesellschaft für die Zukunft bewahrt bleiben. Sie gilt es zu schützen und zu bewahren.