Dichter und Denker

LudwigHarig

Abb. 2: Ludwig Harig, 2006. Foto: SR

Wenn auch im Saarland kein Goethe, Fontane oder Knigge geboren wurde, so kann man zumindest sagen, dass diese im Lande Station gemacht haben und Johann Wolfgang von Goethe sogar einige Impres­sionen dieser Reise in seinem Werk „Dichtung und Wahrheit“ verewigte. So schrieb er: „Wir hörten von den reichen Duttweiler Steinkohlengruben, von Ei­sen- und Alaunwerken, ja sogar von einem brennenden Berge, und rüsteten uns, diese Wunder in der Nähe zu beschauen.“ Gemeint ist der heutige Saar­brücker Stadtteil Dudweiler, damals wegen seines Bergbaus bekannt. In dem als „Brennender Berg“ bekannten Naturdenkmal schwelt seit Mitte des 17. Jh. ein in Brand geratenes Kohlenflöz.

Freiherr Adolph Knigge, der in Saarbrücken Sta­tion machte, schrieb in seinen „Briefen“ über eine Reise von Lothringen nach Niedersachsen: „In Saar­brück selbst […] habe ich die Leute immer sehr gesittet und gegen Fremde zuvorkommend gastfrey gefunden.“

Theodor Fontane hingegen hielt über Saar­brü­cken fest: „Diese [Stadt] hat etwas ‚Ödes und Tristes‘“; und weiter heißt es: „Es fehlt das Pittoreske der alten und die gefällige Eleganz der neuen Städte“.

Wer glaubt, dass das Saarland lediglich von großen Schriftstellern besucht wurde, solche aber nicht selbst hervorgebracht hat, der irrt. Weit über das Saarland hinweg erlangte Gustav Regler (1898 in Merzig geboren) nationale und internationale Be­kannt­heit. Als die Mehrheit der Saarländer sich 1935 in der Volksabstimmung für die Zugehörigkeit des Saargebietes zum „Deutschen Reich“ entschied,
ging Regler noch in der Nacht über die Grenze ins französische Exil. Sein Weg führte ihn 1936 zunächst nach Spanien, wo er sich als Freiwilliger im Spa­nischen Bürgerkrieg beteiligte, um so gegen die putschenden Faschisten Widerstand zu leisten. 1940 emigrierte Regler über New York nach Mexiko. Nach dem Krieg besuchte er 1949 erstmals wieder seine saarländische Heimat. Als freier Mitarbeiter war Regler in der Folgezeit für verschiedene in- und ausländische Zeit­schriften und Rundfunkanstalten tätig, insbesondere für den Saarländischen Rundfunk. Das bekannteste seiner Werke ist seine Auto­biographie „Das Ohr des Malchus“. Heute sind im Saarland Straßen und Plätze nach ihm benannt. In seiner Heimatstadt Merzig wird alle drei Jahre der Gustav-Regel-Preis vergeben.

Auch der Sulzbacher Ludwig Harig (geboren 1927) gehört zu den wenigen saarländischen Autoren, die über die Grenzen hinaus bekannt geworden sind. In seinen frühen Jahren experimentierte er intensiv in seinen literarischen Arbeiten, insbesondere mit Kurzprosa und Hörspiel. Die Liebe zu seiner Heimat­region beschrieb Harig – nie anbiedernd, nie unkritisch – in Anthologien wie z. B. „Die saarländische Freude“ oder „Heimweh“. Seine autobiographisch an­ge­legte Romantrilogie („Ordnung ist das ganze Leben“, „Weh dem, der aus der Reihe tanzt“, „Wer mit den Wölfen heult, wird Wolf“) bescherte ihm auch bundesweit große Beachtung.

Ludwig Harig (vgl. Abb. 2) ist es unter anderem zu verdanken, dass renommierte Verlage (z. B. Han­ser) auf seinen Dichterkollegen Johannes Kühn aufmerksam wurden. Der 1934 in Bergweiler bei Tholey geborene Kühn gehört zu den vielgelesenen Lyrikern im deutschen Sprachraum. Durch seine literarischen Werke und Auszeichnungen, wie z. B. den Friedrich-Höl­derlin-Preis, hat er viel für die Bekanntheit des kleinen Dorfes am Schaumberg getan.

Ähnlich verwurzelt im ländlichen Norden des Saarlandes war Peter Wust, ein katholischer Existenzphilosoph und Metaphysiker (1884-1940). Geboren 1884 in (Losheim-)Rissenthal entwickelte er schon früh sein Interesse für Philosophie. In seinen Werken befasste sich Wust mit der Frage des Seins, z. B. in seiner Schrift „Die Auferstehung der Metaphysik“. In seiner Autobiografie „Gestalten und Gedanken“ formulierte er eindrücklich, weshalb es für ihn wichtig war, essentielle Dinge mit dem Erfahrungshorizont des in einem Dorf aufgewachsenen Menschen zu bewerten.