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Anton Philipp Reclam, der Begründer des berühmten Reclam-Verlages, wurde am 28. Juni 1807 in Leipzig geboren. Nachdem er sowohl Buchdruck als auch Buchhandel gelernt hatte, erwarb er 1828 mit nur 21 Jahren das „Literarische Museum“ in Leipzig, ein Lesekabinett, das auch über eine Leihbibliothek verfügte. Noch im selben Jahr gründete er den „Verlag des Literarischen Museums“.
Schon früh geriet er mit der Obrigkeit in Konflikt, weil er gegen absolute Monarchie und Zensur kämpfte. Dies führte sogar so weit, dass bei ihm erschienene Schriften zeitweise verboten wurden und er später, 1848, zu einer (allerdings nicht angetretenen) Haftstrafe verurteilt wurde.
1837 verkaufte er das „Literarische Museum“ und gründete sein Unternehmen „Philipp Reclam jun.“. In den ersten Jahren erschienen eher unterschiedliche Verlagsprodukte, darunter Werke von Adolf Glassbrenner, aber auch Zeitschriften wie das satirische Magazin „Leipziger Lokomotive“. Einen wichtigen Schritt in Richtung des späteren Erfolgs des Verlages bildete der Kauf der Haackschen Buchdruckerei, wodurch eine kostengünstige Buchherstellung ermöglicht wurde.
In den ersten 40 Jahren blieb die Verlagsproduktion sehr gemischt, tendenziell wurde aber eher liberale und oppositionelle Literatur herausgegeben. Den Quellen zufolge war Reclam kein bequemer Mensch, sondern eher einer, der einen großen Anspruch an sich und seine Mitarbeiter stellte. Zudem soll er sehr hartnäckig gewesen sein. Nur so konnte er wohl auch den späteren großen Erfolg erzielen.
Seine große Vision war es immer, Bücher in großer Auflage, einfacher Ausstattung und zu erschwinglichen Preisen zu produzieren. Dies konnte vor allem durch die Anwendung der Stereotypie realisiert werden. 1863 trat Hans Heinrich, der einzige Sohn Philipp Reclams, in das Verlagsgeschäft ein. Von großer Bedeutung für den Verlag war das Jahr 1867. Mit dem Auslaufen der Urheberrechte von (Klassiker-)Autoren, die vor 1837 verstorben waren, konnten deren Werke nun als gemeinfrei verkauft werden. Damit war der Weg frei für die Vision Philipp Reclams und seine weltbekannte Buchreihe, wie wir sie heute kennen.
Zum 190. Geburtstag des Reclam-Verlages wurde am 24. Oktober 2018 das Reclam-Museum in der Kreuzstraße 12 im Graphischen Viertel eröffnet. Das Museum, welches vom Literarischen Museum e.V. betrieben wird, beherbergt auf 50 m² eine Dauerausstellung samt Präsenzbibliothek. Ein Besuch des Museums ist sehr zu empfehlen und kann optimal mit einem Spaziergang durch das Graphische Viertel verbunden werden.